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Berlin: MTV kommt teurer

Umbauten für das Quartier des Senders am Osthafen kurz vor dem Abschluss – Vermieter Behala muss mehr zahlen

Der Musiksender MTV wird ab dem Wochenende vom 17. und 18. April nach Berlin umziehen. Das sagte Horst Schuberth, Geschäftsführer der landeseigenen Hafenbetriebe Behala, dem Tagesspiegel. Die Behala lässt als Vermieter derzeit ein Lagerhaus am Osthafen, unweit der Oberbaumbrücke, aufwändig für die Bedürfnisse des MTV-Hauptquartiers umbauen. Die Arbeiten stehen kurz vor dem Abschluss. 115 Mitarbeiter werden dann aus München und London hierher ziehen, um an der Spree das Musikvideo-Programm für Deutschland, Österreich und die Schweiz zu produzieren.

Aufwändig, das heißt auch teuer. Ursprünglich sollte der Umbau zu einem Büro- und Studiogebäude 9,6 Millionen Euro kosten. Nach Tagesspiegel-Informationen wird die Behala dafür nun mindestens zwölf Millionen Euro zahlen müssen. Geschäftsführer Schuberth will diese Summe weder bestätigen noch dementieren. „Wir rechnen noch. Aber über zehn Millionen Euro sind es sicher.“ Die Gründe für die Kostensteigerung seien vielfältig: Zum einen habe der Musiksender nachträglich Extras gefordert, wie eine schwankungsunabhängige Stromversorgung. Zum anderen habe die Bauaufsicht zusätzliche Brandschutzauflagen gemacht. Und schließlich seien erst nach Baubeginn Schäden an der 90 Jahre alten Bausubstanz des Lagers sichtbar geworden, die die Kosten nach oben trieben, sagt Schuberth. Die Miete mit MTV sei so kalkuliert, dass sie die Umbaukosten bis zu zehn Millionen Euro refinanziere. Auf dem Rest bleibt die Behala also sitzen.

Trotzdem: Der Vertrag mit MTV ist ein Erfolg für die Hafenbetriebe. In anderen Bereichen entwickelt sich die landeseigene Gesellschaft allerdings zunehmend zu einem Finanzrisiko für Berlin. So kommt zum Beispiel das Immobiliengeschäft mit dem 94 000 Quadratmeter großen Osthafen nicht so in Gang, wie gewünscht. Nur sehr zögerlich finden sich Investoren, die dort bauen wollen. Zwar sei man mit einem Investor nahezu handelseinig, der auf einem zehntausend Quadratmeter großen Teilstück Gewerberäume und Gastronomie errichten wolle, sagt Schuberth. Doch der zuständige Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bestehe auf einer Mischbebauung mit 20 Prozent Wohnungsanteil. „Sowas macht der Investor aber nicht mit“, sagt Schuberth. „Der fürchtet Ärger mit den Mietern, wenn da Kneipen und Diskotheken Lärm produzieren.“ Außerdem sei man in Verhandlungen mit einem Fernsehsender, der auf das Gelände ziehen wolle. Mehr will Schuberth jedoch nicht verraten.

Und das Unternehmen hat weitere Probleme, mit dem Personal zum Beispiel. Die Behala wurde vom Senat im August 2003 von einer Anstalt öffentlichen Rechts in eine GmbH umgewandelt. Das Ziel: private Kapitalgeber mit ins Boot zu holen. Von den insgesamt 170 Beschäftigten haben rund 140 das Recht, dieser Überleitung zu widersprechen und in ein Arbeitsverhältnis mit dem Land Berlin zurückzukehren – sie müssten bezahlt werden, obwohl das Land sie nicht benötigt. Um das zu verhindern, hat Berlin weitreichende Zugeständnisse an die Mitarbeiter gemacht. So sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2009 ausgeschlossen, und den Arbeitnehmern wurden großzügige Mitspracherechte im Unternehmen eingeräumt. Trotzdem haben bereits 14 Mitarbeiter der Überleitung widersprochen, bestätigt Geschäftsführer Schuberth. Das macht bei rund 40 000 Euro Lohnkosten pro Beschäftigten und Jahr zusätzlich 560 000 Euro für das Land. Und es könnten noch mehr werden, denn die Frist für einen Widerspruch läuft noch bis zum 14. Mai 2004.

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