zum Hauptinhalt
Es ist ein Hauen und Stechen. Wegen des feuchten Sommers liegt Berlin im Zentrum einer Mückenplage.

© dpa / Andreas Lander

Mückenplage: Zuviel ist zuviel! Her mit der Obergrenze!

Sie sind überall und in der Überzahl: In diesem Sommer haben die Mücken Berlin fest im Griff. Das kann so nicht weitergehen, denn sie treiben uns in den Wahnsinn. Ein Exempel.

Die Blutsauger leben unter uns. Und wir können nichts gegen sie tun. So viele wir auch verjagen, zurückweisen, ja sogar erschlagen, denn so weit ist die Lage längst eskaliert, es gibt doch zu viele von ihnen, die sich hier eingenistet haben, sich unkontrolliert vermehren und von uns abzapfen wollen, was unser ist. Sie rücken uns auf den Leib, die Pein ist endlos, es ist ein einziges Hauen und Stechen. Was tun?

Feuer und Zorn wären vielleicht eine angemessene Antwort in diesem Mückenkrieg. Jedenfalls reicht es jetzt. Wo kommen die Biester bloß plötzlich so zahlreich her? Der unkontrollierten Einwanderung von Myriaden von Mücken in unsere Eiweißsysteme muss Einhalt geboten werden. Ich fordere eine Obergrenze.

Schon jetzt leben einfach zu viele Mücken in der Stadt. Die 3,5 Millionen Einwohner Berlins haben gar nicht genug Haut und werden nun oft mehrfach gestochen werden. Obwohl die Mückenplage ein Problem ist, das alle betrifft, werden die Bürger damit alleingelassen.

Jeder muss sich selbst schützen: auf eigene Kosten Insektenspray kaufen, sich mit ätherischen Öllampen eindecken, Rauchfahnen erzeugen. Vom Berliner Senat ist in dieser Krise keine Unterstützung zu erwarten. Sicher, er ist nicht zuständig, wenn es um die mögliche Abschiebung von Mücken geht, die sich hierzulande nicht an die Gesetze halten. Und eines dieser Gesetze lautet: Krepiert gefälligst. Doch könnte der Regierende durchaus mehr Mitgefühl für die Unannehmlichkeiten zeigen, denen die Berliner ausgesetzt sind.

Wie sich die Situation so zuspitzen konnte? Es aufs Wetter zu schieben, wäre zu einfach. Durch die anhaltend ergiebigen Regenfälle hat sich der Berliner Boden in ein Sumpfgebiet verwandelt, auf jeder Wiese finden Mücken ideale Larvenplätze. Sogar Kinderspielplätze nutzen sie für ihre Geschäfte. Oder die Feuchtgebiete hinter Mülltonnen und auf modrigen Flachdächern, von denen es zum Leidwesen aller wegen der Luxussanierungen immer mehr in der Stadt gibt. Üppig begrünt, mit Laufplanken, unter denen es wimmelt und gärt. Die Mücke hat System.

Am Bsssss sollt Ihr sie erkennen

Sie quält uns. Zerstochene Beine, blutig gekratzte Stichwunden, angeschwollene Gelenke und Schwärme dieser Biester im eigenen Wohnzimmer, weil kurzfristig kein Insektengitter mehr aufzutreiben war. Die Plage ist längst mehr als eine Prüfung unserer Geduld. Von nun an wird zurückgeschlagen.

Das Mückenmultikulti muss ein Ende haben. Toleranz hat ihre Grenze bei der Intoleranz der anderen. Und man darf an dieser Stelle nicht von den immer zahlreicher ausgewiesenen Naturschutzgebieten schweigen, mit denen die Grünen ihre Liebe zum Insekt und zur Versumpfung zelebrieren, während sie die Folgen auf die Allgemeinheit abwälzen.

Gewiss doch, jede Mücke hat ein Recht auf ein faires Verfahren. Sie sollte individuell behandelt werden. Denn manche sind durchaus harmlos. Sie landen nur kurz auf der Haut, ein Luftzug genügt, um sie aufzuscheuchen. Sie machen auch keinen Lärm, während andere mit ohrenbetäubendem Bssssss durch die Straßen fliegen. Da muss man sorgsam unterscheiden.

So handelt es sich bei besonders heimtückischen Attacken gar nicht um ordinäre Stechmücken, sondern um Gnitzen. Die sind kleiner und reißen mit ihren Mundwerkzeugen die Haut auf, um sich an den Blutstropfen zu ergötzen, die dabei gebildet werden. Gleichzeitig injizieren sie ein Eiweißgemisch, das die Gerinnung hemmt und den Körper mehrere Wochen beschäftigen kann. Gegen diese flinken Jäger sind Mücken verträumte Romantiker, die gerne zu tief ins Glas schauen und sich wer weiß was auf ihre grazile Erscheinung einbilden. Mit bedauernswerter Sorglosigkeit verharren diese Geschöpfe auch dann noch an ihrem Blutbrunnen, wenn der Schmerz längst zu spüren ist. Klatsch. Und wieder: Klatsch. Klatsch, klatsch, klatsch.

Der Sommer macht uns zu Massenmördern. Wie gut, dass es die Mücke gibt, um uns zu zeigen, wie weit wir gehen würden. Ein Wahnsinn.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false