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Berlin: Müll-Monopoly

VON TAG ZU TAG Christian van Lessen erinnert sich an alte Abfallkippen Was waren das noch für Zeiten, anno werweißdasnoch? Da kletterte man, beispielsweise im schönen Wannsee, als junger Mensch zum Ausspannen auf die streng duftende Müllkippe.

VON TAG ZU TAG

Christian van Lessen erinnert sich an alte Abfallkippen

Was waren das noch für Zeiten, anno werweißdasnoch? Da kletterte man, beispielsweise im schönen Wannsee, als junger Mensch zum Ausspannen auf die streng duftende Müllkippe. Zum einen gab das einen prima Ausblick auf den nahen Golfplatz und nach Potsdam, zum anderen die phantastische Gelegenheit, sich als Schatzsucher zu erproben. Umgeben von würzigen Methangasen, die aus dem Berg dünsteten, kamen inmitten von Haufen schäbigen Restmobiliars hier und da brauchbare Schlittschuhe oder alte Beatles-Platten oder ein funktionsfähiges Kofferradio zum Vorschein.

Als Geschenk eigneten sich auch völlig intakte Kaffeekannen. Der Berg, hart am Stadtrand, barg jedenfalls jede Menge Schätze, für deren Bergung sich auch weite Anfahrten lohnten. Die Zeiten änderten sich spätestens, als die Stadtreinigung, die solche Bergsteiger gar nicht mochte, nicht mehr von einer Müllkippe, sondern vornehm von „Deponie“ zu sprechen begann. Längst gibt es, dem Umland sei Dank, andere Berge, die noch richtig mit Berliner Müll in die Höhe wachsen. „Unbehandelt“ aber darf bald nichts mehr auf die Kippen. Um den Auftrag wird hart gepokert, von Müll-Monopoly ist die Rede, schon werden unsaubere Geschäfte vermutet. Freuen wir uns also auf die klinisch reinen Berge der Zukunft. Und freuen wir uns mit den Trödlern, die vielleicht wieder mehr zu tun kriegen.

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