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Wer kann seine Zigarette bei so charmanten Sprüchen noch auf den Boden schnippen?

© dpa

Mülleimer-Sprüche in Berlin: Für die Tonne

Unsere Kolumnistin freut sich über die herzerwärmenden Sprüche auf Berliner Mülleimern - und sie ist ein bisschen neidisch.

Berlin ist voll von ihnen. Sie schießen wie orangene Pilze aus dem Alltagsgrau, sind Farbexplosionen zwischen Kippenstummeln und Kaugummiresten. Sie sind immer für uns da, und doch schenken wir ihnen so wenig Aufmerksamkeit. Dennoch, für eine Hommage an die Berliner Mülleimer ist es nie zu spät. „Für die Zigarette danach“, „Becherbutler“. Und mein persönlicher Liebling: „Eimer ist immer für Sie da“. Da weiß ich – selbst von aller Welt verlassen und verschluckt im Getummel der Großstadt –, dass ich so ganz allein nie bin. Auch sehr süß: „Bitte füttern“ - da kommt bei mir gleich so ein Streichelzoofeeling auf, und ich freue mich, dass mich da jemand braucht.

Vielleicht könnte die BSR ja langfristig auch noch über eine Geräuschanimation nachdenken – ein Schnurren bei jedem Einwurf würde die Entsorgungsmotivation sicher noch erhöhen. Und je mehr ich mir diese BSR-Mülleimer so anschaue, desto überzeugter bin ich, in ihnen den Jesus unter den öffentlichen Aposteln erkannt zu haben. Sie sind dankbar, belehrend, verständnisvoll und hilfsbereit zugleich. Ihre Sprüche lassen uns erkennen, dass Müllentsorgung eine gute Tat ist.

Schon die Farbe Orange steht für Lebensbejahung, ist eine Gute-Laune- Droge der Hauptstadt. Vielleicht wäre es ja auch möglich, dass diese Sprüche durchaus selbstironisch sind und das Zeitalter der humorvollen Wegwerfgesellschaft einläuten. Und natürlich bin ich einfach neidisch auf Wortspiele à la „Klasse Lasse“.

Henriette Teske

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