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Berlin: Mütter gehen auf Streife

Frauen sollen Familien in Neukölln helfen

Stolz legt sich Emine Ülgen, 33, den weinroten Schal um die Schultern: „Ich bin jetzt sehr glücklich“, sagt sie und ihre Freundin Nil Sahintürk fügt hinzu: „Endlich können wir loslegen!“ Die beiden türkischstämmigen Frauen sind zwei von insgesamt 57 Migrantinnen, die jetzt im Rathaus Neukölln ihre Zertifikate als „Stadtteilmütter“ erhalten haben. Der Schal dient ihnen als Erkennungszeichen, wenn sie in den nächsten Wochen in Neukölln auf Streife gehen, arabische und türkische Familien besuchen und Fragen rund um die Erziehung beantworten, um die Familien stärker zu integrieren. Wie ernähre ich meine Kinder richtig? Wie viele Stunden vor dem Fernseher sind in Ordnung? Wie verhindere ich, dass mein Kind Drogen nimmt?

Sechs Monate Ausbildung liegen hinter den insgesamt 91 Stadtteilmüttern. In Rollenspielen lernten sie, heikle Themen, wie Sexualität, anzusprechen. „Bei uns erzieht man ja so, als ob der Storch die Kinder gebracht hätte“, sagt Sahintürk. Als Frisörin und Taxifahrerin fällt es der 33-Jährigen leicht, mit Menschen ins Gespräch zu kommen.

Die meisten Teilnehmerinnen waren vorher arbeitslos. Mit der Aktion sollen sie sich daher ebenfalls in ABM-Stellen weiterqualifizieren können. Zwei Millionen Euro kostet das Pilotprojekt, das der Stadtteil zusammen mit der Senatorin für Stadtentwicklung und dem Jobcenter bis Ende 2008 finanziert. Ein weiterer Kurs soll im Oktober folgen. Migrantinnen aus Neukölln mit eigenen Kindern und Deutschkenntnissen können sich beim Bezirk oder Diakonischen Werk melden. Gleiches gilt für an Besuchen interessierte Familien.

Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) hob bei der Zertifikatsausgabe die Einmaligkeit des bundesweiten Projektes: Die Mütter könnten in den Familien Dramen verhindern, bevor Polizei und Feuerwehr anrücken müssen. joo

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