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Berlin: "Museum Kesselhaus": Frauen erwärmen sich für Heizkessel

Wenn sich Frauen für Dampfkessel begeistern, müssen sie nicht zwangsläufig Köchinnen sein. So wie die zwölf Frauen vom Kesselhaus des Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge an der Herzbergstraße 79.

Wenn sich Frauen für Dampfkessel begeistern, müssen sie nicht zwangsläufig Köchinnen sein. So wie die zwölf Frauen vom Kesselhaus des Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge an der Herzbergstraße 79. Die Architektinnen, Ingenieurinnen und Maurerinnen des Vereins "Baufachfrau Berlin" restaurieren und dokumentieren seit fast einem Jahr im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme die denkmalgeschützte Heizanlage. Sie fanderen heraus, dass in Herzberge drei aufeinanderfolgende Generationen von Heizkesseln stehen. "Dieser Fund ist weltweit einzigartig", sagt Joachim Varchmin vom Deutschen Technikmuseum begeistert. Und weil sie zudem an ihrem originalem Einsatzort zu finden seien, ergebe sich die Möglichkeit, ein einmaliges technisches Denkmal zu schaffen.

Gemeinsam gründeten die Frauen mit weiteren Dampfkesselfans sowie Mitarbeitern des Krankenhauses den Verein "Museum Kesselhaus". Sie wollen das Haus mit seinen Zeitzeugen der Wärme- und Stromerzeugung erhalten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Das älteste Exemplar der technischen Zeitzeugen ist ein Doppelflammrohrkessel aus der Zeit des Krankenhausbaus zwischen 1889 bis 1893. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen vier umgebaute, aus der ehemaligen Reichskanzlei stammende Wasserrohrkessel der Firma Borsig die Wärmeversorgung. Die dritte Generation baute der VEB Vorwärmer- und Kesselbau Köthen. Diese Kessel waren seit 1962 in Betrieb.

Geplant ist ein kombiniertes Museum für Technik und Medizin. Das sind zum einen die sechs noch erhaltenen Heizkessel. Zum anderen verfügt die Klinik - ursprünglich als "städtische Irrenanstalt Herzberge bei Lichtenberg" errichtet - über rund 3000 ungesichtete Krankenakten aus den Anfängen des Hauses bis 1945. Sie sollen im Kesselhaus Forschungszwecken zugänglich gemacht werden. Eine medizinhistorische Bibliothek sowie eine Dauerausstellung über die Psychiatrie seit 1750 stellen einen weiteren Schwerpunkt dar. Zudem soll eine Bühne für Theateraufführungen gebaut werden. Noch 1998 gab es Pläne, das Haus abzureißen. "Dann wären die Kessel unwiederbringlich verloren gewesen", sagt Joachim Schütz, Leiter der Betriebtechnik des Krankenhauses. Und da auch er Technikfan ist, übernahm er den Vorsitz des neu gegründeten Vereins. Noch ist fraglich, wer das alles bezahlen soll.

Denn wo einst Kohlen geschippt wurden, fehlt jetzt die Kohle zur Sanierung und zum Ausbau des Museums. Von Seiten des Landes Berlin ist bislang lediglich eine Finanzspritze in Höhe von 8000 Mark für bauliche Maßnahmen zugesagt. Deshalb ist der Verein auf Spenden angewiesen.

bks

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