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Museumsinsel: Absage an Umbaupläne fürs Pergamonmuseum

Der Landesdenkmalrat lehnt die Pläne der Stiftung Preußischer Kulturbesitz für den Umbau des Pergamonmuseums ab. Die Denkmalschützer fürchten um den Welterbestatus.

Am 11. März fasste das Gremium einstimmig den Beschluss, wonach der „massive Eingriff in das Baudenkmal“ abgelehnt wird. Das ist die größtmögliche Rüge, die Denkmalschützer aussprechen können. Das vernichtende Urteil wiegt schwer, weil es den Status von Pergamonmuseum und Museumsinsel als Weltkulturerbe gefährden könnte. Denn die Unesco mit Sitz in Paris vergibt den prestigeträchtigen Titel oder entzieht ihn, wie im Fall des Elbtals in Dresden geschehen. Und bei ihren gefürchteten Urteilen stützt sie sich auf die Empfehlungen der regionalen Denkmalschützer.

Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sagte Sprecherin Petra Rohland zu dem Beschluss: „Jetzt wird es weitere Gespräche brauchen, um eine gemeinsame Lösung zu finden“. Bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hieß es, man werde sich „intensiv mit den geäußerten Kritikpunkten auseinandersetzen und dies in die weiteren Planungen und Abstimmungen einbeziehen“. Laut Stiftungspräsident Hermann Parzinger „muss einerseits dem Rang des Gebäudes Rechnung getragen werden, andererseits aber auch der einzigartigen Ausstellungskonzeption für die Sammlungen der archäologischen Museen“. Anfang 2013 soll mit dem Umbau begonnen werden, der 15 Jahre andauern soll. Eine Änderung der Pläne könnte diesen Zeitplan gefährden.

Bei dem Streit geht es im Kern darum, ob für den Aufbau der Fassade der jordanischen Wüstenresidenz M’schatta starke Eingriffe in die Bausubstanz des Museums hingenommen werden sollen. Bisher sind Teile der Fassade im Obergeschoss des Pergamonmuseums zu sehen. Nach dessen Umgestaltung sollen die Stücke als Ganzes auf dem geplanten neuen Rundgang im Hauptgeschoss des Museums präsentiert werden. Dadurch sollen Besucher ähnlich wie beim Pergamon-Altar einen Gesamteindruck des reich mit Reliefs geschmückten, frühislamischen Architekturdenkmals aus dem 8. Jahrhundert bekommen.

Nach dem Willen der Stiftung soll die M’schatta-Fassade im nördlichen, parallel zur S-Bahn verlaufenden Flügel des Museums aufgebaut werden. Der „Stadtbahnsaal“ müsste dann allerdings umgebaut und die Ausstellungsnischen in der nördlichen Wand geschlossen werden. Dies darf „angesichts der außerordentlich hohen Bedeutung des Bauwerks nicht hingenommen werden“, heißt es im Beschluss des Landesdenkmalrates.

Die Denkmalschützer begründen ihr Urteil damit, das der 1926 im Auftrag des Preußischen Landtages eingerichtete Stadtbahnsaal das „Vorbild für zahlreiche Museumsbauten in Europa und Übersee“ gewesen ist. Durch die Nischen fällt Tageslicht aus dem Norden auf die Ausstellungsstücke, das als ideal für die Ausleuchtung etwa von Skulpturen gilt. Der von Ornamenten freie Raum brach mit der Tradition und wurde richtungsweisend für den modernen Museumsbau.

„Auch er ist Teil des Weltkulturerbes und überzeugt in seiner räumlichen Struktur“, sagt die Vorsitzende des Landesdenkmalrates Kerstin Wittmann-Englert. Sie erkenne Qualität und Bedeutung der M’schatta-Fassade an. „Aber das eine ist das Weltkulturerbe und das andere ein zentrales, aber eben bewegliches Ausstellungsstück innerhalb desselben.“

Um den Streit zu entschärfen, schlägt der Denkmalrat eine Alternative zu den Plänen vor: Die M’schatta-Fassade könne auf der anderen Seite des Raumes aufgebaut werden. Damit bliebe sie Teil des Rundgangs, die Nischenwand müsse nicht angetastet werden, und zudem falle natürliches Licht auf das Mauerwerk.

Dieser Vorschlag wurde bisher von der Stiftung abgelehnt. Parzinger zufolge liegt der Reiz der zurzeit verfolgten Pläne darin, dass Besucher auf dem neu geschaffenen Rundgang auf die Fassade zulaufen, so, als ob sie sich aus der Ferne dem Schloss näherten.

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