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Levin

© Doris Spiekermann-Klaas

Museumsinsel: Vorhof zur Kunst

Auf der Museumsinsel werden auch der Garten und die Kolonnaden rekonstruiert Zur Wiedereröffnung des Neuen Museums im Oktober sollen sie fertig sein.

Nichts vertuschen. Allenfalls retuschieren. Die Kolonnaden an der Alten Nationalgalerie werden vom Krieg erzählen, von Brandbomben und Querschlägern. Aber auch von den sorglosen Bemühungen der DDR-Steinmetzzunft. Sie werden warm schimmerndes Rot neben dunkelgrauer Patina tragen. Und sie werden stabiler stehen als jemals zuvor.

Noch ist Berlins Arkadien unter Bauplanen verborgen. Die Hüllen sollen im Oktober fallen, zur Eröffnung des Neuen Museums und des Gartens der Alten Nationalgalerie. Zum ersten Mal seit dem Krieg werden die beiden Solitärbauten der Museumsinsel wieder in ihrer ursprünglichen Gesamtkomposition zu sehen sein. Allein für die Außenanlagen hat der Bund 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Der Säulengang wird wieder so aussehen, wie ihn nur noch wenige Berliner kennen. An den unterschiedlichen Dachhöhen des Baugerüsts deutet sich das Neue bereits an: Drei Pavillons mit Kuppeln, die nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut worden waren, werden nach historischem Vorbild rekonstruiert.

Für die beteiligten Architekten ist die Gestaltung der über ein halbes Jahrhundert vernachlässigten Außenanlagen eine einmalige Herausforderung. Nicolai Levin vom Büro Levin/Monsigny hat sich eng an das historische Vorbild angelehnt. Es wird „Fahrstraßen“ aus Granitpflaster geben, in Erinnerung an die Kutschen, die im 19. Jahrhundert die höhere Gesellschaft ins Museum brachten. Die wuchernden Fliedersträucher aus der Kaiserzeit werden allerdings durch niedrige, streng auf Kante geschnittene Buchsbaumhecken ersetzt. Damit sollen die monolithischen Gebäude ihre natürliche Entsprechung finden. Zur Auflockerung der Grünflächen werden Platanen gepflanzt und Skulpturen aufgestellt.

Auf der Ostseite des Neuen Museums ist bereits eine Kolonnadenreihe neu entstanden, die wegen Arbeiten am Fundament des Museums noch in den 80er Jahren abgebaut und eingelagert worden war. Bei der Sanierung der südlichen Säulenreihe und der Kolonnade an der Spree werden Brandschäden behoben und viele geborstene Steine neu verankert. Die Steinmetze verfüllen größere Einschusslöcher mit Steinersatz, pro Säule sind bis zu 300 Schadstellen zu bearbeiten. Der Dachstuhl wird komplett erneuert, statt der historischen Zinkdeckung wird es ein Kupferdach geben, genau wie am Neuen Museum. Teile der Spreekolonnade hatten sich zum Wasser hin geneigt, deshalb mussten dort alle Säulen entfernt und das Fundament, ein gemauertes Gewölbe, neu gerichtet werden.

Im Kolonnadenkeller fanden die Restauratoren Teile der alten Deckenornamente der ehemaligen Pavillons, so konnten die Rosetten genau rekonstruiert werden. Das neu verbaute Material stammt ebenso wie der Originalsandstein aus sächsischen Steinbrüchen.

Schwierig ist der Umgang mit den Restaurierungen aus DDR-Zeit. „Da durften sich die Steinmetzlehrlinge ausprobieren“, sagt Architektin Christina Petersen. Das fehlerhafte Resultat wird vorsichtig nachbearbeitet, aber nicht korrigiert. „Die Säulen sollen ihre Geschichte erzählen.“ Lückenlos.

Das Neue Museum wird am 16. Oktober eröffnet, mit den Sammlungen des Ägyptischen Museums und des Museums für Vor- und Frühgeschichte. Das kriegszerstörte Haus war nach dem Entwurf des britischen Architekten David Chipperfield wiederaufgebaut worden.

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