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Berlin: Musical schlägt Messe

Warum geht der Burda-Medienpreis Bambi nach Hamburg? Berlin ist doch perfekt als Kulisse für Glamour-Galas mit hoher Stardichte. Doch es kommt auf den Partner an: In der Hansestadt ist das der Unterhaltungskonzern Stage Holding, der den „König der Löwen“ produziert

Berlin hat verloren. Im Wettstreit der Metropolen ist die Bambi-Verleihung in diesem Jahr an Hamburg gegangen. Der geschlagene Matador gibt sich selbstbewusst, schließlich kommen vom Burda-Verlag verbale Streicheleinheiten: Das Berliner Konzept sei sehr gut gewesen, heißt es. Aber Hamburg war eben besser.

Als Ort für die Gala hatte Berlin die Messehallen vorgeschlagen. Darauf muss man erstmal kommen. Denn nichts ist per se so nüchtern wie Messehallen, in Berlin sowieso, hier ist auch das Umfeld entsprechend, umrundet von Autobahnzubringern. Das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt wäre eine schönere Kulisse gewesen. Aber das Schauspielhaus ist nicht groß genug. Auf die Messehallen sind die Senats-Werber vermutlich gekommen, weil im ICC und dem Palais am Funkturm der Musikpreis „Echo“ vergeben wird. In Hamburg findet die Gala nun im Musicaltheater am Hafen statt, wo sonst der „König der Löwen“ gespielt wird. Das Haus steht gegenüber den Landungsbrücken, nah zur City. Die meisten Gäste kommen mit einer Barkasse über die Elbe. Von Foyer aus hat man einen schönen Blick auf den Michel und den Hafen – die Silhouette stimmt.

Als potenzielle Partner der Gala hatte Berlin im wesentlichen sich selbst anzubieten. Der Senat als tatkräftige Hilfe beim technischen Ablauf. Geldzusagen gab es nicht. In Hamburg hat der Senat der Hansestadt noch einen anderen wichtigen Partner im Boot: den Musical- und Entertainmentanbieter Stage Holding. Der gehört das Theater mit über 2000 Sitzplätzen und sie stellt es für die Gala kostenlos zur Verfügung. Maik Klokow, Deutschland-Chef der Stage-Holding, will das weder bestätigen noch dementieren und sagt stattdessen: „Es ist ein ordentlicher Vertrag zustande gekommen.“ Er sieht Burda und die Stage-Holding als Partner, „die sich wunderbar ergänzen“: Der Verlag stellt das Ereignis, der Entertainment-Fachmann das Know-how und die Ausstattung. Damit spart Burda viel Geld. Und die Stage-Holding hat ein weithin beachtetes Glamour-Ereignis, das auf die Musicalstadt Hamburg aufmerksam macht. Werbung ist teurer.

Berlins Vorteil für die Gala-Macher waren bislang die Synergieeffekte bei prominenten Gästen. Am Beispiel Bambi hieß das: Die Gala fiel grundsätzlich mit dem Bundespresseball zusammen. Das war praktisch, weil die ganzen Promis, die beim Ball auftraten auch die Gästeliste und den Showteil beim Bambi schmückten. Hamburgs Vorteil ist auch in diesem Punkt die Stage Holding. Es wäre also kein Wunder, wenn im Showteil des Bambi die Sänger aus dem „König der Löwen“ auftreten. Außerdem hat die Stage Holding viele andere Künstler unter Vertrag, die, auch um für sich selbst zu werben, gerne bei einer Glamour-Gala dabei sind, wenn ihr wichtigster Arbeitgeber dazu einlädt.

In Berlin kümmert sich der Regiernde Bürgermeister persönlich um Galas wie den Bambi. Klaus Wowereit weiß um den Imagegewinn durch solche Ereignisse. Aber auch sein Kollege aus Hamburg, Ole von Beust, kennt den Standortfaktor Glamour. Er selbst kümmert sich darum, dass die Hansestadt sich damit schmücken kann. Sein Ziel ist im Titel eines Programms festgeschrieben. „Hamburg, wachsende Stadt“ heißt es, und will dazu beitragen, aus der Hafenstadt eine weltweit bekannte Metropole zu machen. Die Olympiabewerbung Hamburgs gehört auch zu diesem Programm. Ein Konzept, dem sich Maik Klokow und die Stage Holding verpflichtet fühlen: „Wir wollen Hamburg zur Nummer eins bei Galas, Fernsehshows und Award-Zeremonien machen.“

Das kommt auch in den Ohren anderer Veranstalter von Star-Ereignissen gut an. Zum Beispiel bei Gerd Gebhardt, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der Deutsche Phono-Akademie. Sie vergibt den Musikpreis „Echo“. Gebhardt sagt: „Das ist natürlich toll, wenn Hamburg die Hallen kostenlos anbietet. In Berlin müssen wir alles bezahlen.“

Mit dem Verlauf der Echo-Verleihung im Februar dieses Jahres im Berliner ICC waren Gebhardt und die Seinen hoch zufrieden. Aber die Entscheidung, ob der Echo in Berlin bleibt, fällt erst in einigen Wochen.

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