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Berlin: Musik für die Massen

Depeche Mode lassen nicht nur das Velodrom kochen. Ständig gibt es Fanpartys

Eine ausverkaufte Konzerthalle ist in Berlin keine Sensation. Robbie Williams schafft das sowieso, in guten Zeiten auch Marius Müller-Westernhagen. Trotzdem ist die Aufregung riesig, wenn Depeche Mode in die Stadt kommen, um wie gestern ein Konzert vor 10 000 Fans im Velodrom zu geben. „Weil die Fangemeinde einzigartig ist“, sagt Stefan Kistner. Der 33-Jährige veranstaltet als DJ Devotee regelmäßig Depeche-Mode-Partys im Kreuzberger BKA-Theater. „Der Laden ist immer voll.“ Kistner ist mit seinem Konzept nicht alleine: Insgesamt sechs konkurrierende Depeche-Mode- Fanpartys finden regelmäßig in Berlin statt. „Das funktioniert bei keiner anderen Band“, glaubt der DJ. Angeblich habe mal jemand versucht, eine monatliche Rolling-Stones-Fanparty in der Stadt zu organisieren: „Das ist ganz groß in die Hose gegangen.“

Warum die Synthie-Popper in Deutschland – und besonders in Berlin – so beliebt sind, darüber existieren verschiedene Theorien. Vielleicht liegt es an der engen Beziehung der Band zu der Stadt: Songschreiber Martin Gore lebte in den frühen 80ern in Charlottenburg. Zu dieser Zeit standen Depeche Mode auch immer wieder in den Kreuzberger Hansa-Studios, um Songs einzuspielen. Durchs Video zu „Everything Counts“ rollt ständig die U 1.

Und dann natürlich die Wiedervereinigung: „Die Ostdeutschen kannten Depeche Mode doch bloß von ihren kopierten Kassetten“, sagt Stefan Bülter, der unter www.shakethedisease.de einen Fanclub betreut. Allerdings vergisst er dabei, dass „DM“ 1988 live in Ost-Berlin spielten. Obwohl es die Karten nur unter der Hand gab, drängten sich tausende Fans vor der Werner-Seelenbinder-Halle – heute steht dort übrigens das Velodrom. Nach der Wende konnten dann alle Ostdeutschen zu den Konzerten: Das habe laut Bülter nochmals einen Schub gegeben. Neben Berlin gelten heute Magdeburg und Dresden als Fan-Hochburgen. Die ersten Berliner Fanpartys gab es 1993, seitdem wächst ihre Zahl. Viele Besucher seien über 30, sagt DJ Devotee. Es kämen aber auch Teenager: „Die kennen viele alte Songs nicht und fragen mich dann, wann ich endlich wieder Depeche Mode spiele.“ Wie groß die Fangemeinde ist, zeigen die Kartenvorverkäufe für die Tour im Juli: Da treten DM zwei Mal in der Waldbühne auf. Die Tickets waren schnell weg – insgesamt 40 000. sle

Die nächsten Partys: Am Sonnabend ab 23 Uhr im BKA-Theater, Mehringdamm 34 in Kreuzberg, und am 28. Januar 22 Uhr im K 17, Pettenkoferstr. 17, Friedrichshain.

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