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Berlin: Musik im Gasometer

Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg hat große Pläne für die Gegend um das Südkreuz: Parks, Gewerbe und Kultur

Wenn die Ringbahn den Bahnhof Papestraße erreicht, legen neuerdings die meisten Fahrgäste ihre Lektüre zur Seite und schauen aus dem Fenster: Aus dem Matsch neben der Trasse wächst Berlins zweitgrößter Fernbahnhof, das Südkreuz, täglich weiter in die Höhe und in die Breite. Im Vergleich zum geschäftigen Treiben auf der Großbaustelle wirkt die Umgebung bisher eher tot. Doch das dürfte sich ändern, denn das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg hat große Pläne für das Gebiet zwischen den Bahnhöfen Papestraße und Schöneberg. Gestern wurden sie der Presse vorgestellt.

Die größte Attraktion dürfte wohl auf dem Gasag-Gelände an der Torgauer Straße in Schöneberg entstehen: Der Zylinder des über 90 Jahre alten Gasometers soll zur Konzert- und Veranstaltungshalle für etwa 5000 Besucher umgebaut werden – im Einklang mit dem Denkmalschutz, wie es im Bezirksamt heißt. Betreiber soll die „Ergo Columbia GmbH“ werden, die bereits die Columbiahalle managt. Unterschrieben sei noch nichts, aber Stadtentwicklungsstadträtin Elisabeth Ziemer (Grüne) hofft, dass im Herbst ein Bauantrag des Betreibers genehmigt werden könne. Man verhandele schon seit etwa eineinhalb Jahren regelmäßig.

Damit die vielen Menschen bequem zum Gasometer und wieder weg kommen, soll an der S-Bahn-Trasse ein neues Parkhaus entstehen. Die schmale Torgauer Straße solle deutlich ausgebaut werden und breite Gehwege samt Radweg bekommen. Denkbar sei auch ein direkter Fußweg über die Dominicusstraße zum Ringbahnsteig in Schöneberg.

Die Gasag soll nach aktuellem Planungsstand nur noch den Südteil des 62 000 Quadratmeter großen Geländes nutzen – für Verwaltung, Ausbildung und als Domizil ihrer Wartungs-Tochterfirma Begatec. In die anderen denkmalgeschützten Gebäude könnten Gastronomen sowie die Dekra einziehen. An der Nordspitze des heutigen Gasag-Geländes will der Bezirk den Cheruskerpark erweitern: zu einer „Freizeit-Bewegungsfläche“ mit Bolzplatz, Skaterbahn, Beachvolleyballfeld und möglicherweise einer Eisbahn. Ein schmaler Grünzug verbindet diesen Teil mit dem Areal an der Ringbahn-Trasse, wo Spielplätze für jüngere Kinder entstehen sollen. Allerdings erst später, weil zuvor einige kleine Gewerbebetriebe wegziehen müssen. Der weiter südlich gelegene Bereich, die so genannte „Sport-Insel“ soll – abgesehen von einem Möbelhaus an der alten Radrennbahn – weitgehend unverändert bleiben.

Auf zusammenhängende Grünstreifen legt der Bezirk in seiner Planung besonderen Wert. So soll sich eine Oase an der Bahntrasse entlang vom Gasag-Gelände ostwärts bis zum neuen Bahnhof Papestraße fortsetzen. Langfristig schwebt den Planern gar die Anbindung an den – dann zum Park umfunktionierten – Flughafen Tempelhof vor.

Doch schon bevor dort Schmetterlinge statt Propellermaschinen landen, soll die Gegend um den Bahnhof Papestraße belebt werden: In den alten Kasernen nördlich des heutigen Bahnhofes sähe der Bezirk gern Dienstleister und „hochwertiges Gewerbe“: Angelockt vom Südkreuz der Bahn sollen sich Handwerker und alle Geschäfte, die man als Anwohner gern in der Nähe hätte, ansiedeln. Den Zeitplan gibt die Bahn vor: Zur Fußball-WM 2006 will sie den Bahnhof in Betrieb nehmen.

Das Bezirksamt lädt zur öffentlichen Präsentation der Pläne am 9. März um 19 Uhr in die Königin-Luise-Gedächtniskirche, Gustav- Müller-Platz (auf der Schöneberger Insel).

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