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Berlin: Muslime demonstrieren – Dänemark zeigt Flagge

Polizei erwartet Verkehrsbehinderung in Tiergarten

Der Dannebrog, die dänische Flagge, wird heute wie jeden Tag vor der Botschaft wehen. Doch erstmals sieht sich an diesem Sonnabend das kleine Land in Berlin starkem Protest ausgesetzt. Ab 13 Uhr wollen heute Muslime gegen die in einer dänischen Zeitung veröffentlichten Mohammed-Karikaturen protestieren. Wie viele es werden, ist offen, ebenso, ob der Protest umschlägt in Randale. Der Anmelder der Demo, der Neuköllner Unternehmensberater Ercan Alagöz, sagte gestern, dass er als Privatmann handele und keine Organisation hinter ihm stehe – „ich bin überzeugter Deutscher“. Mit den Karikaturen sei jedoch eine Grenze überschritten worden, sagte Alagöz gestern, „wir müssen ein Zeichen setzen“. In seinem nicht unterzeichneten Aufruf („Liebe Schwestern und Brüder im Islam“), den er in den vergangenen Tagen an Berliner Moscheen und islamische Vereine geschickt hat, heißt es: „Wir kritisieren diese boshaften Karikaturen auf das Schärfste“, sie seien „ekelhaft und beleidigend“. Weiter heißt es: „Wir müssen Einheit zeigen.“

Doch danach sieht es nicht aus. So hieß es zum Beispiel beim islamischen Verein „Inssan“, dass man nicht teilnehmen werde. „Wir haben Angst, dass bei der Demonstration was passiert“, sagte Vorstandsmitglied Jamal Naim. „Es ist schwer zu gewährleisten, dass da nicht einer durchdreht“, sagte ein anderes Mitglied. Selbst Alagöz schließt nicht aus, „dass irgendein Irrer kommt“; er vertraue auf die Personenkontrollen der Polizei.

Der dänische Botschafter Carsten Søndergaard will nach Angaben seines Presseattachés nicht aktiv werden. „Wir werden nicht gegen mehrere hundert Menschen das Gespräch suchen“, sagte Presseattaché Henry Werner. Für die Dänen sei das eine völlig neue Situation. Allerdings gehe man nach einem Gespräch mit dem Anmelder der Demo und der Polizeiführung davon aus, dass die Kundgebung friedlich verlaufen werde.

Die Kundgebung soll um 13.30 Uhr an der Klingelhöferstraße Ecke Köbisstraße in Tiergarten beginnen, in Sichtweite der Botschaft, die man von dort aber nicht durch Stein- oder Flaschenwürfe erreichen kann. Berliner müssen sich auf umfangreicheVerkehrsbehinderungen einstellen. Die Polizei hatte bereits am Mittwoch das Areal der Nordischen Botschaften mit Gittern abgesperrt, die Demonstranten müssen 50 Meter Abstand halten. Angemeldet bei der Polizei sind 500 Teilnehmer, „vielleicht kommen auch 2000“, sagte Alagöz. Die Polizei wird mit einem massiven Aufgebot präsent sein. Darunter werden auch Übersetzer sein, um bei beleidigenden Inhalten in türkischer oder arabischer Sprache sofort eingreifen zu können. Alagöz sagte, dass die Reden auf Deutsch gehalten werden.

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