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Berlin: „Muslime sind keine Terroristen“

Wie türkische Blätter über die versuchten Kofferbombenattentate und die Festnahme der Verdächtigen berichten

Anders als auf den Titelseiten der deutschen Zeitungen dominierten auf den ersten Seiten der türkischen Blätter in der vergangenen Woche Themen aus der Türkei. Die Meldungen über die versuchten Kofferbombenattentate auf zwei Regionalzüge in Deutschland und die anschließenden Festnahmen von Verdächtigen brachten die Blätter dagegen meistens als kurze, bebilderte Anreißmeldungen mit einem Hinweis auf die Europa-Seiten. Nur selten fand das Thema „Bombenalarm in Deutschland“ groß Platz auf den Titelseiten.

„Muslime sind keine Terroristen“, titelte die religiöse „Türkiye“ zum Beispiel am Sonnabend. Am Tag zuvor hatten sich 16 muslimische Organisationen in einer Erklärung vom islamistischen Terror distanziert, wobei die „Türkiye“ am ausführlichsten darüber berichtete. Das Thema wurde nicht nur zum Aufmacher der Titelseite, sondern auch zum Aufmacher der Europa-Seite: „Befestigt keine Bomben am Frieden“, appellierte das Blatt. Erst die Unterzeile machte deutlich, dass die Zeitung mit dieser Überschrift die deutsche Öffentlichkeit ansprechen will. „Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazye, kritisierte, dass die Muslime bei jeder banalen Gelegenheit zu Terroristen erklärt werden. Zugleich erklärte er, dass 99,9 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime friedfertig sind.“

Die „Milliyet“ berichtete am Sonnabend auf ihrer Titelseite groß über die Beschwerde eines in Köln lebenden türkischen Ehepaares über einen deutschen Fernsehsender. „Der Bericht des ZDF brachte das Aus für ihr Internetcafé“, titelte die Zeitung. „Seitdem der Sender berichtet hat, dass die Verdächtigen in den Internetladen von Leyla und Yaman Akdamar gingen, bleiben die Kunden weg“, schrieb „Milliyet“. Die Überschrift auf der Titelseite der Europa-Beilage zum gleichen Thema lautete: „Die Schande des ZDF.“ Im Text wurde deutlich, dass ein Team des ZDF das Ehepaar noch einmal aufsuchte. „Um den Fehler zu korrigieren, interviewte der Sender das Ehepaar Akdamar ein zweites Mal“, schrieb die Zeitung. Dabei hatte die „Hürriyet“ Anfang der Woche groß auf ihrer Titelseite berichtet, welches türkische Restaurant die Verdächtigen oft besuchten. Über diese Nachricht aber beschwerte sich niemand.

Suzan Gülfirat

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