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Berlin: Mut, der aus dem Glauben wächst St. Matthias feierte den selig gesprochenen Kardinal von Galen

Das Messbuch ist in roten Samt eingeschlagen und wird in St. Matthias wie eine Reliquie verehrt.

Das Messbuch ist in roten Samt eingeschlagen und wird in St. Matthias wie eine Reliquie verehrt. Kardinal Clemens August Graf von Galen, der am 9. Oktober in Rom selig gesprochen wurde, hat das Buch der Schöneberger Gemeinde zum Abschied geschenkt. Von 1906 bis 1929 war er dort Seelsorger, danach ging er nach Münster, wo er später Bischof wurde. 1941 wurde von Galen berühmt, weil er in Predigten das Euthanisieprogramm der Nazis verurteilte, was ihm den Titel „Löwe von Münster“ eintrug.

„Mit der Bitte um fromme Fürbitte für mich“ hat er als Widmung in das Messbuch geschrieben. Die Gedenkmesse für den Seligen in St. Matthias mündete gestern in die umgekehrte Bitte: „Seliger Clemens August, hilf, dass wir unsere Oberflächlichkeit überwinden und zu neuem Eifer finden.“ Clemens August Graf von Galen machte eine erstaunliche Entwicklung durch: vom schlichten, nicht eben rhetorisch begabten Pfarrer, der politisch nationalistisch eingestellt war, zum mutigen Verteidiger der Menschenwürde. Wegen seines Widerstands gegen die Nazis alleine sei er aber nicht selig gesprochen worden, sagte Kardinal Georg Sterzinsky in seiner Predigt. Sondern weil das mutiges Auftreten Folge seines frommen Lebens war. So sei von Galen sehr oft zur Beichte gegangen und habe sich für die Marienverehrung und die eucharistische Anbetung eingesetzt. Kein Zufall also, dass man in St. Matthias großen Wert auf die Pflege der liturgischen Traditionen legt. Um der Gedenkmesse einen besonders feierlichen Ton zu verleihen, wurden Teile in Latein gesprochen. Das veranlasste zwar einen kleinen Jungen zur Frage „Was reden die denn da vorne“, vielen der über 500 Gäste kam das lateinische Glaubensbekenntnis aber wie selbstverständlich über die Lippen. Ein besonders schöner Zufall ist, dass der Kirchenmusiker der Gemeinde die Partitur einer Messe wiederentdeckt hat, die um 1920 in St. Matthias komponiert wurde. Diese „Missa in honorem beati Clementis Augustini“ wurde gestern uraufgeführt. clk

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