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Berlin: Mutiger Zeuge rettete Prügelopfer das Leben

Erneut ermittelt die Mordkommission nach Attacke auf einem U-Bahnhof Täter trat an der Friedrichstraße immer wieder auf den Kopf eines 29-Jährigen

Die Brutalität erinnert an den Überfall auf einen Maler Mitte Februar im Bahnhof Lichtenberg. Doch dieses Mal geschah der Angriff auf einer der prominentesten Stationen der Stadt: im U-Bahnhof Friedrichstraße. Auf dem Bahnsteig der Linie 6 wurde am Sonnabend gegen 3.30 Uhr ein 29-Jähriger von zwei Männern zusammengeschlagen und -getreten. Der Berliner erlitt schwerste Kopfverletzungen, er schwebt aber nicht in Lebensgefahr. Videobilder der Überwachungskameras zeigen, dass dem Mann mehrfach auf den Kopf getreten wurde. Wegen dieser Brutalität – das Opfer hätte sterben können – hat die Mordkommission die Ermittlungen übernommen. Wie es im Präsidium hieß, habe der Täter derart hemmungslos zugetreten, als stehe er unter Drogen. Die Polizei teilte am späten Abend mit, dass sich einer der beiden Schläger gestellt habe. Nähere Angaben machte sie nicht.

Nach den bisherigen Erkenntnissen stammt das Tatopfer aus Tempelhof und wollte nach Hause. Er saß auf einer Bank, als zwei Unbekannte hinzutraten und ihn ansprachen. Worum es ging, ist unklar. Es entwickelte sich ein immer lauter werdendes Gespräch. Als der 29-Jährige aufstand, erhielt er einen Schlag ins Gesicht, fiel zu Boden und blieb regungslos liegen. Derselbe Täter trat nun mehrfach gegen und auf den Kopf des Mannes.

Ein 21-jähriger Zeuge, der auf den Vorfall aufmerksam geworden war, versuchte den Täter festzuhalten, wurde aber von dessen Komplizen in den Rücken getreten, wodurch er nach vorn stürzte und sich leicht verletzte. „Durch seinen Einsatz hat der Zeuge das Leben des Opfers gerettet“, hieß es bei der Polizei. Die beiden Männer flüchteten darauf und entkamen in Richtung Georgenstraße. Eine weitere Zeugin hatte inzwischen über die BVG-Notrufsäule die Alarmierung von Polizei und Feuerwehr veranlasst.

In diesem Jahr hat es bereits mehrere brutale Überfälle in U-Bahnhöfen gegeben. Mehrere wurden dank der Videoaufzeichnungen aufgeklärt. So konnte die Polizei Mitte Februar bereits wenige Tage nach dem Überfall auf den 30-jährigen Malergesellen in Lichtenberg vier Jugendliche festnehmen. Ein Polizist hatte auf den Bildern einen aus Kenia stammenden 17-Jährigen wiedererkannt, weil dieser zuvor an einer seiner Präventionsveranstaltungen teilgenommen hatte. Nach seiner Festnahme hatte er die Namen seiner Komplizen genannt. Seither sitzen die vier 14 bis 17 Jahre alten Tatverdächtigen in Untersuchungshaft – wegen versuchten gemeinschaftlichen Raubmordes. Sie müssen mit langen Haftstrafen rechnen. Das Opfer lag mehrere Wochen im künstlichen Koma und wird weiter intensiv behandelt.

Ebenfalls vor wenigen Wochen wurde nach einem Überfall im U-Bahnhof Hansaplatz ein Tatverdächtiger nach Veröffentlichung der aufgezeichneten Videobilder festgenommen.

Im Interview mit dem Tagesspiegel hatte sich Innensenator Ehrhart Körting (SPD) für eine Ausweitung der Videoüberwachung von Bahnhofsvorplätzen und gefährdeten Gebäuden ausgesprochen. Nur noch „der eine oder andere Datenschutzfreak“ wehre sich dagegen, sagte Körting. Wie berichtet, lehnt der Datenschutzbeauftragte Alexander Dix jede Ausweitung ab. Nach Lichtenberg hatte die BVG sich wieder gemeinsame Streifen mit der Polizei gewünscht. Diese waren 2003 von der Polizei wegen Ineffektivität gestoppt worden. Nun hat Polizeipräsident Dieter Glietsch wieder gemeinsamen Streifen auf besonders kriminalitätsbelasteten Stationen zugestimmt.

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