zum Hauptinhalt

Mutter verurteilt: Baby in Müll geworfen - vier Jahre Haft

Im November 2011 brachte Madlene J. in ihrem Badezimmer ein Kind zur Welt. Kurz darauf erstickte sie das Baby und warf es in den Müll. Jetzt wurde die sie wegen Totschlags zu vier Jahren Haft verurteilt.

Berlin - Erst verdrängte sie die Schwangerschaft, dann erfand Madlene J. Geschichten. Ein drittes Kind wollte sie nicht. Aus Angst, den Partner zu verlieren. So hatte es die 25-Jährige vor dem Landgericht gestanden. Zwar gab es Hilfsangebote von zwei Ärztinnen. „Doch die Angeklagte war nicht in der Lage, die ausgestreckten Arme anzunehmen“, hieß es im Urteil. Wegen Totschlags wurden vier Jahre Haft gegen die Mutter verhängt. Die Richter schlossen nicht aus, dass sie vermindert schuldfähig war.

Während ihr Lebensgefährte schlief, gebar Madlene J. am 29. November 2011 im Badezimmer der Wohnung in Buch ihr drittes Kind: „Als es anfing zu schreien, habe ich ihm den Mund zugehalten.“ Sie sei in Panik gewesen. Der Mann, mit dem J. seit acht Jahren zusammenlebt, sollte nichts merken. Er hatte bereits bei der Geburt des zweiten Sohnes von Trennung gesprochen und sich nur wenig um die Familie gekümmert. J. wickelte den kleinen Leichnam in Tücher und warf ihn am nächsten Tag in den Müll.

Die 25-Jährige hat einen ein- und einen dreijährigen Jungen. Sie wurde als liebevolle Mutter beschrieben. Ihr Lebensgefährte, so der Staatsanwalt, lebte damals in den Tag hinein. „Die ganze Last lag auf ihren Schultern.“ Überfordert und übermüdet sei die Mutter gewesen. Als sie die Schwangerschaft bemerkte, ging sie zu Ärzten. Sie wurde intensiv betreut, man besprach mit ihr eine anonyme Geburt. Aber Madlene J., laut Gutachterin eine Frau mit „depressiver Persönlichkeitsstruktur“ und einer „Anpassungsstörung für die Zeit der Schwangerschaft“, blieb untätig und steuerte in die Katastrophe.

Mit dem Urteil, das dem Antrag des Staatsanwalts entsprach, kam J. bis zur Ladung zum Strafantritt aus der U-Haft frei. Sie kehrt zu ihrer Familie zurück, die Chancen stehen gut, das sie die Strafe als Freigängerin verbüßt. Es soll für alle ein Neuanfang werden. Ihr Partner hatte erklärt, dass er sich für das Drama mitverantwortlich fühle, er wolle sich jetzt weiterhin mehr kümmern.Kerstin Gehrke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false