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Berlin: Mutter warf Neugeborenes in den Müll

25-Jährige gesteht Tötung des Kindes vor Gericht.

Berlin - Ein drittes Kind wollte sie nicht. Erst verdrängte Madlene J. die Schwangerschaft, dann erfand sie Geschichten. Bleich saß sie am Montag vor dem Landgericht. Sie sollte über die schrecklichen Szenen nach der Geburt eines Jungen im Bad ihrer Wohnung in Buch berichten. „Als er anfing zu schreien, habe ich ihm den Mund zugehalten“, hauchte sie. „Mein Lebensgefährte sollte nichts mitbekommen.“ Sie habe befürchtet, dass die Beziehung wegen eines weiteren Kindes in die Brüche geht, sie allein nicht zurechtkommt. Die Mutter warf das Baby in eine Mülltonne.

Die Anklage geht von Totschlag aus. Mit gesenktem Kopf hörte Madlene J. die Vorwürfe. „Ich wollte so etwas nicht tun“, sagte sie. Eigentlich hatte sie einen anderen Plan, versicherte die Mutter. „Ich wollte aus der Wohnung, anonym in einem Krankenhaus entbinden und das Kind sofort zur Adoption freigeben.“ Es sei dann aber alles sehr schnell gegangen. „Ich war in Panik.“ Sie legte ihren neugeborenen Jungen auf ein Handtuch. Im Wohnzimmer saß ihr Lebensgefährte. Mit ihm hat sie zwei ein- und dreijährige Söhne. Er hatte nach ihrer Version gedroht: „Wenn du noch einmal schwanger wirst, verlasse ich dich.“

Madlene J. und ihr Partner kennen sich seit der Schulzeit. Sie suchten sich 2005 eine Wohnung. Das Paar hatte Pläne. Der Mann spielte mit dem Gedanken, einen Sportverein zu gründen und das Abitur nachzumachen. Madlene J. träumte von einem Job im Büro und begann eine Ausbildung. Dann kam der Nachwuchs. Ihr Lebensgefährte habe sie wenig unterstützt, sagte die Angeklagte. Bereits beim zweiten Kind verdrängte sie die Schwangerschaft. Die Familie war unauffällig und wurde nicht vom Jugendamt betreut. Madlene J. ging drei Monate vor der Geburt ihres dritten Kindes auch zu einer Ärztin. „Sie wirkte ganz verzweifelt“, erinnerte sich die Zeugin. Sie machte Hilfsangebote. Es sah so aus, als würde Madlene J. diese auch annehmen. Sie nahm aber keine Hilfe an, sie offenbarte sich nicht ihrer Mutter. Nach der Tat versorgte sie ihre Söhne, ging zur Berufsschule, dann zur Ärztin und erfand eine Adoption. Doch die Ärztin ließ sich nicht täuschen. Sie wollte das Baby sehen. Kurz darauf fanden Polizisten die kleine Leiche. „Es hätte alles nicht passieren müssen“, sagte die Angeklagte. Sie habe kurz vor der Geburt gedacht, dass ihr Freund wach ist. „Aber er schlief, ich hätte einfach gehen können.“ K.G.

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