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Berlin: Mythen und Riten: Oberhoheit in der Ehe

Wenn Braut oder Bräutigam findig sind, können sie die wichtige Frage, wer in der Ehe das Sagen haben wird, bereits am Tag der Hochzeit entscheiden. Einem alten Glauben nach hat die Braut einen kleinen Vorteil: Füllt sie sich vor Beginn der Trauung die Taschen, Schuhe und Strümpfe mit Dill und Salz und sagt dazu das Sprüchlein "Ich habe Senf und habe Dill - mein Mann muss tun, wie ich es will" laut auf, stehen ihre Chancen, das Ehezepter zu erlangen, nicht schlecht.

Wenn Braut oder Bräutigam findig sind, können sie die wichtige Frage, wer in der Ehe das Sagen haben wird, bereits am Tag der Hochzeit entscheiden. Einem alten Glauben nach hat die Braut einen kleinen Vorteil: Füllt sie sich vor Beginn der Trauung die Taschen, Schuhe und Strümpfe mit Dill und Salz und sagt dazu das Sprüchlein "Ich habe Senf und habe Dill - mein Mann muss tun, wie ich es will" laut auf, stehen ihre Chancen, das Ehezepter zu erlangen, nicht schlecht. Tritt sie ihrem Liebsten dann - bei einer kirchlichen Hochzeit - auf dem Weg zum Altar auch noch kurz auf die Schuhe, scheint ihr die Oberhand nahezu sicher zu sein. Doch sollte sie sich nicht zu früh freuen, hat der Bräutigam doch mehrere Möglichkeiten, sich die Vorherrschaft zurückzuerobern. Gelingt es ihm zum Beispiel, sich während des Niederkniens beim kirchlichen Segen auf den Saum des Brautkleids zu stellen, behält er die Hosen an. Schon kurz darauf, beim Anstecken der Ringe, heißt es aber erneut aufzupassen: Tragen beide Partner ganz traditionell Handschuhe, so wird derjenige der "Unterlegene" sein, der sie für den Ringtausch zuerst abstreift. Außerdem gilt: Schafft es der Bräutigam nicht, seiner Auserwählten den Ring ohne Stocken aufzuschieben, ist sie im Vorteil - andernfalls wird er der zukünftige Herr im Haus sein. Eine möglicherweise endgültige Entscheidung könnte schließlich beim späteren Anschneiden der Hochzeitstorte fallen. Da hierbei einem alten Brauch nach das Messer vom Brautpaar gemeinsam geführt werden muss, sollten die Gäste aufpassen: Wessen Hand liegt obenauf? Es ist die Hand desjenigen, der die Vormachtstellung übernehmen wird.

Wurden diese Riten früher durchaus als wichtig angesehen, dienen sie heute eher der Belustigung. Mancherorts haben sich sogar weitere Rituale darum entwickelt. So wurde die Frage im Oberpfälzischen lange in einer Art Wettlauf beantwortet: Wer hielt beim Segen die Hand obenauf? Wer betrat das gemeinsame Haus als erstes? Wer prostete dem anderen zuerst mit einem Glas Wein zu? Wer stieg als erster ins Bett? Gelang all dies der Braut, hatte sie ihre Dominanz wahrlich bewiesen.

Holger Müller-Hillebrand

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