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© Keystone

Nach Amoklauf: Schützen im Visier

19.000 Berliner besitzen legal Waffen. Nach dem Amoklauf in Winnenden wird erneut diskutiert, ob das sein muss.

In Berlin gibt es derzeit 19.000 Menschen, die legal Waffen besitzen. Für die Erlaubnis, eine Waffe besitzen zu dürfen, müssen sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen sowie „ein Bedürfnis nachweisen“. Die Aufbewahrung von Schusswaffen und Munition muss grundsätzlich in einem geeigneten Sicherheitsschrank erfolgen, zu dem ausschließlich der Inhaber der Schusswaffenerlaubnis Zugriff haben darf. Über die Zahl der illegalen Waffen in Berlin gibt es keine Schätzungen. Im Jahr 2007 wurde hier laut Polizeistatistik bei 554 Gewaltdelikten mit einer Schusswaffe gedroht, 142 Mal wurde tatsächlich geschossen.

Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) ist grundsätzlich für eine Reduzierung von legalen Waffen in Deutschland: „Ich habe nichts gegen Jäger oder Sportschützen, aber werde nie verstehen, warum sie ihre Gewehre oder Pistolen mit ins Schlafzimmer nehmen müssen“, sagte er am Freitag. „Ich halte es aber für problematisch, einen singulären Fall wie Winnenden oder auch Erfurt mit der Diskussion um das Waffenrecht zu verkoppeln“.

Es sei traurig, dass man in Deutschland nur im Zusammenhang mit einer so schrecklichen Bluttat über eine Verschärfung des Waffenrechts nachdenke, kritisierte Körting: „Die Erinnerung an Winnenden wird bald ebenso verblassen wie die an Erfurt, deshalb muss man die Frage, ob Normalbürger scharfe Waffen im Privatbereich benötigen, unabhängig davon diskutieren.“

Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hält hingegen nichts vom Vorschlag, dass Mitglieder von Schützenvereine ihre Waffen künftig nur noch zentral lagern dürfen. „Wir haben erst vor zwei Jahren nach intensiver Diskussion das Waffengesetz geändert. Dies sieht strenge Auflagen für eine sichere Aufbewahrung der Waffen zu Hause vor“, sagte er gestern gegenüber dem Tagesspiegel. Wenn die gesetzlichen Vorschriften eingehalten würden, komme keine unbefugte Person in den Besitz von Waffen. Der Ruf nach strengeren Gesetzen sei unangebracht, meint Schönbohm. Die bestehenden Regelungen müssten nur konsequent durchgesetzt werden.

Diese Meinung vertritt auch Wolfgang Blasig (SPD), Landrat im Kreis Potsdam-Mittelmark und seit vielen Jahren Mitglied in einem Schützenverein. Eine „100-prozentige Sicherheit“ vor einem unbefugten Waffengebrauch gebe es ohnehin nicht. In jedem Schützenverein seien unter den Mitgliedern auch „schwarze Schafe“, meint Blasig. Deshalb komme der verantwortungsvollen Vereinsarbeit eine große Bedeutung zu. Hier seien vor allem regelmäßige Kontrollen durch die Polizei notwendig.

Im Januar 2006 hatte eine Familientragödie in Linow bei Rheinsberg große Bestürzung ausgelöst. Ein damals 14-jähriges Mädchen hatte ihre acht Jahre jüngere Schwester mit einem Jagdgewehr des Vaters erschossen. Die geladene Waffe stand damals im unverschlossenen Waffenschrank. das/Ste.

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