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Berlin: Nach Beschlagnahme in den Verkauf

Staatsanwaltschaft gibt unbeanstandetes Putenfleisch aus 95-Tonnen-Lieferung wieder für den Handel frei

Von Sabine Beikler

Ein Teil der im September durch die Staatsanwaltschaft sichergestellten 95 Tonnen Putenfleisch der Firma Expim gelangt bald in den Handel. „Fleisch, das nicht beanstandet wurde, wird von der Staatsanwaltschaft in Kürze freigegeben“, sagte Jürgen Just, Sprecher der Staatsanwaltschaft, dem Tagesspiegel. Im Einvernehmen mit dem Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt Mitte werde man sich verständigen, wie viel tiefgefrorenes Putenfleisch für die Dönerproduktion , das in einem Kühlhaus lagert, freigegeben wird. Denn: Von den 25 Proben wurden 19 beanstandet, davon waren zwölf mit Salmonellen infiziert. Die Firma hatte im Gegenzug bei einem akkreditierten Dresdener Gutachterbüro auch Proben mikrobiologisch untersuchen lassen. In der „Untersuchung auf Verkehrsfähigkeit“, die in Auszügen dem Tagesspiegel vorliegt, kam der Gutachter zu dem Resultat, dass die „Probe tauglich (genuss- und handelsfähig) ist“. Von der Firma Expim war am Donnerstag keine Stellungnahme zu erhalten.

Nach wie vor laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, ob von den 310 Tonnen italienischen Putenfleisches, das die Firma von Mai bis Oktober bezogen hatte, noch weitere Mengen als die bisher ermittelten 81 Tonnen möglicherweise verdorbenen Fleisches in Umlauf gerieten. In Berlin kamen rund 43 Tonnen Fleisch in den Handel.

Das Amtsgericht Tiergarten hat gestern die Sicherstellung von mehreren Tonnen Kalbfleisch beim Berliner Dönerproduzenten Remzi Kaplan richterlich bestätigt. Das Landeskriminalamt hatte, wie berichtet, am Mittwoch dessen Firmen- und Privaträume durchsucht und Geschäftsunterlagen sichergestellt. „Diese Akten habe ich alle freiwillig herausgegeben“, sagte Kaplan dem Tagesspiegel. Auch er habe bei einem Gutachterbüro Proben der Ware testen lassen, die als unbedenklich eingestuft worden seien. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz.

Atasever Sir, Vorsitzender des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa ATDID, hat gestern in einem Brief die 40 Mitgliedsbetriebe aufgefordert, kein Fleisch mehr über Zwischenhändler zu beziehen. „Die Herkunft des Fleisches ist schwer nachzuvollziehen“, sagte Sir, selbst Inhaber der Berliner Dönerproduktion Önyil. Er sei „sprachlos“ über die jüngsten Gammelfleisch-Funde in Berlin.

Entwarnung gab indes das Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt (VetLeb) Mitte bei über 10 000 Würstchen, die vergangene Woche beim Weihnachtsmarkthändler Joseph Nieke am Opernpalais sichergestellt worden waren. „Die Ware ist bedenkenlos und handelsfähig“, sagte Veterinär Thomas Fischer vom VetLeb.

Einen Warnhinweis nach einem Firmenrückruf gab gestern dagegen die Senatsgesundheitsverwaltung heraus. Tiefgekühlter Thunfisch im Stück, der in Asia-Märkten der Firma Vinh-Loi angeboten wird, kann erhöhten Histamingehalt aufweisen, der zu Hautrötungen bis hin zu Magen-Darm-Erkrankungen führen kann.

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