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Alltag und Ausnahmezustand. Polizisten am Anschlagsort auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Update

Nach dem Anschlag: Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz öffnet mit Andacht

Berlins Weihnachtsmärkte werden fortgesetzt - ab Donnerstag auch der am Breitscheidplatz. Gauck bringt in Klinik "Beistand der ganzen Nation" mit Opfern zum Ausdruck.

Nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt bemüht sich die Hauptstadt um Rückkehr zur Normalität. In der Stadt öffneten nach einem Tag Pause am Mittwoch wieder die Weihnachtsmärkte. Der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz öffnet am Donnerstag wieder und dauert dann wie üblich bis zum 1. Januar. Das bestätigten der Schaustellerverband Berlin und die AG City, die den Markt rund um die Gedächtniskirche seit 33 Jahren veranstalten. „Aus Pietätsgründen verzichten wir selbstverständlich auf so unpassende Dinge wie Partymusik und grelle Beleuchtung“, sagte der Vorsitzende des Schaustellerverbands, Michael Roden, „wir wollen stattdessen Raum für Besinnung geben“.

Vor Marktbeginn soll es eine Andacht in der Gedächtniskirche geben. Wer am Gedenken teilnehmen möchte, sollte sich schon bis 10.30 Uhr in der Kirche einfinden, sagt Roden. Bald darauf werde die Andacht beginnen, der Markt solle um 11 Uhr wieder starten.

Am Ort des Anschlags wollen die Beschicker für die Dauer des Marktes auch vier Gedenktafeln aufstellen. Sie zeigen ein Foto des Platzes drei Stunden vor dem Anschlag - aufgenommen aus dem 31. Stock des des Waldorf Astoria, wie Roden erzählt. "Eigentlich war das nur fürs Archiv gedacht."

Darüber hinaus hat der Schaustellerverband ein Spendenkonto zugunsten der Opfer, ihrer Familien und der betroffenen Schausteller eingerichtet (IBAN: DE62 1009 0000 1002 0030 03).

Polizeipräsident Klaus Kandt hatte bereits am Dienstag eine „robuste Präsenz“ der Polizei auf den Berliner Weihnachtsmärkten angekündigt. An den Eingängen würden Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzwesten postiert, auch Steinbarrieren gegen Fahrzeuge seien geplant. Roden wies darauf hin, dass „rund um den Breitscheidplatz sowieso schon fast überall Poller stehen" – mit Ausnahme der Fußgängerüberwege sowie der Feuerwehrzufahrt an der Ecke Kantstraße, durch die der Sattelschlepper am Montag hineingerast war. Wie diese Zugänge nun gesichert werden, wisse er noch nicht im Detail, sagte der Verbandschef.

Insgesamt gibt es in Berlin rund 60 Weihnachtsmärkte, einige davon sind nur zeitweise an bestimmten Wochentagen oder Adventswochenenden geöffnet. Aus Respekt vor den Opfern waren die Weihnachtsmärkte in Berlin am Dienstag nahezu komplett geschlossen geblieben.

„Hilfsbereitschaft, menschlicher Nähe, Fürsorge und Dasein für Andere“

Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt besuchten derweil zum Teil schwerverletze Opfer des Terroranschlags. Parallel wird über Konsequenzen aus dem Anschlag vom Montagabend mit zwölf Toten diskutiert.

Staatsoberhaupt Gauck sagte, seine Visite bei mehreren teilweise schwer verletzten Patienten im Berliner Virchow-Klinikum sollte den „Beistand der ganzen Nation“ zum Ausdruck bringen. Zudem sei sein Besuch ein Symbol dafür, dass Millionen von Menschen in ganz Deutschland Anteil nehmen am Schicksal der Opfer und auf ihre Genesung warten und hoffen. Das Staatsoberhaupt forderte die Bundesbürger auf, die Gewaltattacke mit „Hilfsbereitschaft, menschlicher Nähe, Fürsorge und Dasein für Andere“ zu beantworten.

Beistand. Bundespräsident Gauck bei seinem Besuch.
Beistand. Bundespräsident Gauck bei seinem Besuch.

© Christian Mang / Reuters

Zudem dankte der Bundespräsident allen medizinischen Kräften, die „um das Leben der Verletzten ringen“. Das Fachpersonal habe seit Montagabend eine hohe Professionalität und Einsatzbereitschaft gezeigt.

Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen zu Silvester

In einer Telefonschaltkonferenz hatten sich die Innenminister und -senatoren aus Bund und Ländern am Dienstag darauf verständigt, die Weihnachtsmärkte an sich offen zu halten. Mehrere Bundesländer, darunter Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und das Saarland, kündigten aber verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an. Auf dem weltberühmten Striezelmarkt in Dresden wurden Betonpoller aufgestellt, um einen Anschlag wie in Berlin unmöglich zu machen. Auch für die Weihnachtliche Vesper an der Frauenkirche einen Tag vor Heiligabend wurden verschärfte Sicherheitsvorkehrungen angekündigt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) kündigte in der „Bild“-Zeitung (Mittwoch) darüber hinaus verschärfte Sicherheitsmaßnahmen zu Silvester an.

Das Bündnis „Berlin gegen rechts“ rief derweil zu Protesten gegen Hass und Hetze auf.„ Solidarität sei das, was die Gesellschaft vor einer Spirale des Hasses bewahren könne. Das Bündnis, zu dem sich linke Gruppen und Gewerkschaften zusammengeschlossen haben, reagierte damit auf eine Ankündigung der rechten Bürgerinitiative “Ein Prozent„, die eine “Mahnwache„ für die Opfer des Anschlags vor dem Kanzleramt plant. Den Angaben zufolge hatten die AfD-Politiker Alexander Gauland und Björn Höcke ihre Teilnahme zugesagt.

Am Montagabend war ein Sattelschlepper auf den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gerast. Zwölf Menschen starben, rund 50 wurden zum Teil schwer verletzt. Nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) rangen am Dienstagabend noch 14 Verletzte mit dem Tod. Die Suche nach dem Täter läuft. Medienberichten zufolge hat die Terrororganisation “Islamischer Staat" (IS) den Anschlag für sich reklamiert. (mit epd)

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