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Verrücktbleiben bitte! Der Bahnstreik macht die U-Bahn-Fahrt zur Herausforderung.

© dpa

Nach dem Bahnstreik in Berlin: Jetzt streiken bei der U-Bahn die Türen

Die BVG spürt noch immer die Folgen des Bahnstreiks: Viele U-Bahnen fallen aus, weil vor gut einer Woche sich einfach zu viele Menschen in die Waggons hineindrängten. Die Türen wurden dabei in Mitleidenschaft gezogen.

Vor gut einer Woche haben die Lokführer bei der Bahn gestreikt. Die BVG spürt die Folgen bis heute: Verstärkt fallen bei ihr U-Bahnen aus, die beim Massenandrang in den Streiktagen vom 6. bis 8. November regelrecht gestürmt worden waren. „Vor allem haben wir mehr Störungen an Türen“, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz dem Tagesspiegel.

Die Türen sind ohnehin störanfällig. Unzählige Male müssen sie tagaus, tagein öffnen und schließen. Schon im Alltag sind häufig Bahnen mit defekten Türen im Einsatz; gekennzeichnet durch einen Aufkleber. Wie auch bei der S-Bahn. Dass die Ausfälle jetzt so zugenommen haben, führt Reetz darauf zurück, dass während des Massenandrangs beim Bahnstreik das Schließen immer wieder unterbrochen werden musste, weil der Türbereich in den überfüllten Zügen durch Fahrgäste blockiert war.

Können die Schäden nicht unterwegs beseitigt werden, müssen die Züge früher oder später außerplanmäßig in die Werkstatt – und fallen dann für den Betrieb aus. Die neueren Bahnen, die durchgängig begehbar sind, sind dann ein Totalausfall. Im sogenannten Kleinprofilnetz mit den Linien U 1 bis U 4 fehlen dann auf einen Schlag vier Wagen; im Großprofil der Linien U 5 bis U 9 mit breiteren Wagen sind es sogar sechs. Bei den älteren Fahrzeugen bilden dagegen immer nur zwei Wagen betrieblich ein Paar. Muss diese Einheit zur Reparatur, könnten die anderen Wagen weiterfahren.

Man habe sich bemüht, die Züge im Berufsverkehr nicht aus dem Verkehr zu nehmen, sagte Reetz. Dort sind dann verstärkt Einheiten mit den defekten Türen unterwegs. Zum Teil setze man auch Züge mit weniger Wagen ein, um einen Totalausfall zu vermeiden. Verstärkt worden sei das Problem zudem, weil die Werkstatt in Friedrichsfelde derzeit nur eingeschränkt arbeiten könne. Sie wird umgebaut, und die Arbeiten ziehen sich in die Länge, weil sie komplizierter seien als erwartet, sagte Reetz.

Pünktlichkeit liegt über dem Soll

Aufs Jahr hochgerechnet seien aber nur 0,8 Prozent der Fahrten ausgefallen, sagte Reetz weiter. Der mit dem Senat abgeschlossene Verkehrsvertrag sieht allerdings bei der Zuverlässigkeit den Wert 99,7 Prozent vor, den die BVG derzeit verfehlt. Dagegen liegt sie bei der Pünktlichkeit über dem Soll: Gefordert ist, dass 97 Prozent der Fahrten gemäß Fahrplan erfolgen, erreicht hat die BVG aktuell bei der U-Bahn 98,9 Prozent. Eine Fahrt gilt als pünktlich, wenn sie zwischen 90 Sekunden vor und 210 Sekunden nach der Soll-Abfahrtszeit stattfindet.

Veröffentlicht werden diese Werte derzeit nicht. Der letzte Bericht des Center Nahverkehr Berlin, das die Zahlen im Auftrag der Senatsverkehrsverwaltung aufbereitet, wertet das erste Quartal 2013 aus. Das System werde derzeit umgestellt, sagte die Sprecherin der Verwaltung, Petra Rohland. Ausfälle sollen anders bewertet werden als bisher – so, wie es Kunden empfinden. Sollen die Fahrten beispielsweise alle zehn Minuten stattfinden und es gibt eine Verspätung von 15 Minuten, ist dies für die BVG bisher kein Ausfall, weil die Fahrt ja stattfindet. In Zukunft aber sollen solche Verspätungen als ausgefallene Fahrt gewertet werden.

Ende des Jahres solle die Umstellung abgeschlossen sein, sagte Rohland. Dann werde die Jahresbilanz veröffentlicht. Ziel sei es, die Berichte monatlich zu präsentieren. Für S- und Regionalbahnen veröffentlicht der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg solche Berichte schon längst im Monatsrhythmus.

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