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Nach dem Polizistenmord: Beamte lernen sich zu schützen

Politiker besuchten das Training in der Polizeischule. Dort wird das richtige Verhalten bei Einsätzen geübt

Vor wenigen Jahren waren es nur zehn Polizisten, die ihren Kollegen die richtige Eigensicherung beibrachten – heute sind es schon 114 Polizisten. Zwei Wochen nach den tödlichen Schüssen auf den Polizisten Uwe Lieschied ließen sich gestern Berliner Politiker in der Polizeischule in Ruhleben das Training vorführen. Alle Polizisten, die nicht nur in Büros sitzen, bekommen zunächst dreimal drei Stunden unterrichtet und dann einen zweitägigen Intensivkurs. Dazu wurde an der Polizeischule ein eigenes Referat „Einsatztraining“ geschaffen. Dort können Polizisten zum Beispiel lernen, wie sie sich selbst bei zunächst harmlos erscheinenden Einsätzen schützen sollen – also Verkehrskontrollen oder Wohnungsbesuchen wegen ruhestörenden Lärms. Dazu wurden Polizeiunterkünfte als „Wohnungen“ möbliert, damit die Beamten praxisnah üben können.

Uwe Lieschied hatte, wie berichtet, nach Einschätzung der Polizei alles richtig gemacht – gegen die gezielten Schüsse in den Kopf durch einen Kriminellen war er hilflos. Innensenator Körting hatte anschließend mitgeteilt, dass den Einsatzkräften inzwischen 13 314 Schutzwesten zur Verfügung stehen, davon nur noch 1100 alte Westen ohne Stichschutz.

Das Thema Eigensicherung ist nach dem Jahr 2000 stark intensiviert worden. Damals waren im Bundesgebiet acht Polizisten im Dienst getötet worden, teilweise von Autofahrern aus völlig banalen Anlässen.

Die Innenministerkonferenz hatte danach allen Polizisten empfohlen, Autofahrer nur noch mit gezogener Waffe zu kontrollieren. Nach dem Mord an Lieschied hatte die Gewerkschaft der Polizei erneut gefordert, bei Kontrollen immer die Waffe zu ziehen. Körting hatte zu bedenken gegeben, dass damit die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung sinke. Der Polizist Uwe Lieschied war an der Neuköllner Hasenheide von dem 39 Jahre alten Memet E. erschossen worden, als der Hauptkommissar ihn kontrollieren wollte. E. hatte ohne zu zögern geschossen. Er war wenige Tage später mit seinem Komplizen Yusuf K. festgenommen worden, mit dem er zuvor eine 51 Jahre alte Frau beraubt hatte. Lieschied war Leiter des Streifendienstes Verbrechensbekämpfung in Neukölln.

Nach der Wende waren in Berlin fünf Polizisten im Dienst getötet worden. Zuletzt hatte 2003 der Schwerkriminelle Yassin Ali-K. einen SEK-Elitepolizisten bei einer Hausdurchsuchung durch einen Schuss in den Kopf getötet.

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