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Berlin: Nach dem Spiel ist vor den Spielen

Die WM bringt viele Impulse. Jetzt wollen Politik und Wirtschaft Olympia holen. Ein Pro und Contra

Die WM-Meile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule ist überfüllt, nachts feiern die Fans auf dem Ku’damm friedliche Partys, die internationalen Medien berichten täglich von der WM-Stimmung aus Berlin. Die Stadt habe sich „in den ersten Tagen der Fußball-WM einfach wunderbar präsentiert als Gastgeber“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) dem Tagesspiegel am Sonntag. „Dieses Bild eignet sich geradezu für eine Olympia-Bewerbung.“ Berlin sei daher auch an der Ausrichtung der Olympischen Spiele interessiert.

Wowereit will nun das Gespräch mit dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, suchen. Möglich wäre eine Kandidatur für die Olympischen Spiele 2020, weil die Spiele 2016 wohl außerhalb Europas stattfinden werden. Auch Hamburg hat Interesse an der Ausrichtung signalisiert. München dagegen möchte Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2018 werden. Wer die Spiele austragen darf, entscheidet das Internationale Olympische Komitee (IOC) jeweils sieben Jahre vorher.

Unterstützung erhält Wowereit vom Präsidenten der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Eric Schweitzer. „Die WM-Stimmung ist phänomenal“, sagte Schweitzer dem Tagesspiegel am Sonntag. „Solche sportlichen Großveranstaltungen lösen Begeisterung aus und geben der Wirtschaft kräftige Impulse.“ Er verwies auf eine Studie von IHK und Landessportbund, die bestätige, dass Berlin von solchen Mega-Events profitiere. Danach habe fast die Hälfte der auswärtigen Besucher angegeben, sportliche Großveranstaltungen nur besucht zu haben, weil sie in Berlin stattfinden. Schweitzer sagte jedoch, dass eine Olympia-Bewerbung nur dann erfolgreich sein könne, „wenn Politik, Wirtschaft, Sport und Bevölkerung gemeinsam hinter diesem Projekt stehen“. Dies war bei der desaströsen Bewerbung für die Olympischen Spiele 2000 in Berlin nicht der Fall.

Ähnlich wie die IHK ist auch der Senat dagegen, mehrere Städte in einem Vorentscheid gegeneinander aufzuhetzen, wie es bei der gescheiterten Bewerbung Leipzigs für die Olympischen Spiele 2012 der Fall war. Damals hatten sich auch Hamburg und Düsseldorf große Chancen ausgerechnet. Stuttgart und Frankfurt am Main hatten sich ebenfalls beworben.

Nach Angaben der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM) waren in den ersten WM-Tagen mehr als drei Millionen Touristen in der Stadt. „Täglich haben wir 400 000 Gäste. Das übertrifft unsere Erwartungen“, sagt der WM-Koordinator der BTM, Gerhard Buchholz. „Um es einmal pathetisch zu formulieren: Das Weltfußballherz schlägt in unserer Stadt. Und die fröhliche Stimmung hat sich sogar auf die Berliner übertragen.“

Bei den Siegen der deutschen Nationalmannschaft fuhren junge arabische und türkische Fans hupend durch die Straßen und schwenkten die schwarz-rot-goldene Fahne. Begeistert haben auch die 70 000 schwedischen Fans, die in dieser Woche vor und nach ihrem WM-Spiel gegen Paraguay ein friedliches, buntes Fest in der Stadt feierten.

Am kommenden Dienstag wird das erste WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft im Olympiastadion stattfinden. Um 16 Uhr steht die letzte Vorrundenpartie gegen Ekuador an. Das Olympiastadion ist dann mit 72 000 Zuschauern genauso ausverkauft wie zwei Tage später beim Spiel zwischen Tunesien und der Ukraine.

André Görke

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