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Berlin: Nach den Kastanien leiden nun die Berliner Eichen Über die Hälfte der Bäume ist stark geschädigt

Experten warnen vor extremem Schädlingsbefall

Den Berliner Eichen geht es so schlecht wie nie. Viele Bäume treiben nicht richtig aus – und wo sich frisches Grün zeigt, fressen sich Borkenkäfer, Eichenwickler und Frostspanner durch Blatt und Rinde. „So große Austriebsprobleme hatten wir noch nie“, sagt Peter Boas, Pressesprecher des Pflanzenschutzamtes. Experten fürchten um die Gesundheit der Eiche, die ohnehin zu den am stärksten geschwächten Baumarten gehört: Jede dritte Eiche ist deutlich geschädigt. Auch die Miniermotten fliegen schon wieder auf Berlins Kastanien – nach Pfingsten wird man erste Fraßgänge in den Blättern sehen.

In Berlin wachsen über 37500 Eichen, damit ist sie nach Linde und Ahorn die dritthäufigste Baumart. Doch bloß zwei Prozent der Eichen – so steht es im aktuellen Waldschadensbericht – ist noch gänzlich gesund. Dagegen ist fast die Hälfte aller Bäume stark geschädigt, sie besitzen nur noch lichte Kronen. Grund dafür sind Luftschadstoffe wie Stickstoff und Ozon, steht im Waldschadensbericht. Doch jetzt macht dem Grün auch das Klima zu schaffen. „Erst die vielen Niederschläge im Jahr 2002, dann der strenge Winter, die große Trockenheit 2003 – diese Klimaunterschiede vertragen die Bäume schlecht“, sagt Pflanzenschutz-Experte Peter Boas. „Und auf geschwächten Bäumen lassen sich Schädlinge gern nieder.“ Sie vermehren sich derzeit rasant. Nach Boas’ Einschätzung wird den Eichen jetzt vor allem der Borkenkäfer zusetzen. „Der wirkt ungefährlich, weil er nur kleine Bohrlöcher frisst.“ Doch darin breiten sich schnell andere Schädlinge aus – oder schlimmer: Pilzkrankheiten. An den wenigen austreibenden Blättern und Knospen fressen zudem die Raupen der Frostspanner – vor allem aber die der Eichenwickler. Dieser Schmetterling legt pro Exemplar 50 bis 60 Eier in der Krone; die Junglarven bohren sich in die Knospen. Die Folge: Der Wuchs der Bäume wird um bis zu 30 Prozent gebremst, die Jahresringe werden unregelmäßig. Kommen Wassermangel und Trockenperioden hinzu, kann Kahlfraß gar zum Absterben der Bäume führen, warnen Biologen.

Um solche Katastrophen zu verhindern, untersuchen Pflanzenschutzamt und Landesforstanstalt Eberswalde jetzt die Ursachen. Zudem wird erforscht, wie man Berliner Eichen helfen kann. In Brandenburg werden Waldschädlinge bereits mit Chemikalien aus der Luft bekämpft. „Eine Katastrophe fürs Ökosystem, das macht alles noch schlimmer – und für eine Stadt wie Berlin undenkbar“, sagt Helmut Klein, Waldexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz. Er plädiert dafür, den Schadstoffausstoß durch Straßenverkehr und Industrie weiter zu senken.

Mehr zu Baumschäden im Internet:

www.stadtentwicklung.berlin.de/pflanzenschutz

Annette Kögel

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