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Geld- oder Sachwert? Noch halten die Scheine, was sie versprechen. Aber wird das so bleiben?

© Uwe Steinert

Nach den Kurseinbrüchen: Angst um die eigene Börse

Eine Krise wie 2008 scheint weit entfernt, die Berliner reagieren besonnen. Viele erkundigen sich jedoch über zwei vermeintlich sicheren Anlagen: Immobilien und Gold.

Von Sandra Dassler

Der Dax fällt, aber Berliner und Touristen ärgern sich an diesem Dienstagnachmittag auf dem Potsdamer Platz offenbar mehr über das fallende Thermometer. „Nun sind die Ferien fast um und es war meist nur mieses Wetter“, schimpft eine Spandauerin, die mit ihren schulpflichtigen Sprösslingen am Sparkassenautomat im Gang zu den Arkaden Geld abhebt.

Nicht mehr als sonst, denn die Frau hat keine Angst vor Geldknappheit oder Inflation. „Ich bin noch gar nicht zum Sparen gekommen“, sagt sie und deutet mit dem Kopf zu den beiden Kindern: „Und Wertpapiere besitze ich auch nicht.“

Wie schon während der Finanzkrise im Herbst 2008 reagieren die Berliner besonnen auf fallende Aktienkurse und pessimistische oder gar panische Prognosen, heißt es bei den Kreditinstituten. Warum auch nicht? Vor drei Jahren gingen ja einige Banken pleite und viel Geld verloren. Doch so weit ist es im herbstlich kalten August des Jahres 2011 noch nicht. Zwar gibt es auch in den Filialen der Berliner Sparkasse vermehrt Nachfragen. „Der überhastete Ausstieg aus Wertpapieren ist aber die Ausnahme“, sagt eine Sprecherin. „Zumal unsere Berater die Kunden aktiv über die aktuellen Entwicklungen an den Märkten informieren.“

Trotz alledem – die Unsicherheit ist wieder da, sagt Peter Lischke: „Vor allem ältere Menschen haben Angst um ihre Ersparnisse“. Lischke ist Geschäftsführer der Berliner Verbraucherzentrale, wo sich derzeit die Nachfragen häufen. Viele wollten auch wissen, ob sie ihre Aktien verkaufen sollen. Das komme immer auf den Einzelfall an, sagt Lischke, rät aber generell von panikartigen Verkäufen ab.

Erstens seien die Kurse sowieso schon runtergegangen, sagt er. Und zweitens müsse man mit dem Geld ja dann auch etwas anfangen. Hohe Zinsen winkten bei besonders sicheren Anlagen jedenfalls nicht. Und schnell mal eine Immobilie zu erwerben, sollte sich der Normalverbraucher gut überlegen. „Sie muss finanzierbar sein“, sagt Lischke.

Ist diese Voraussetzung allerdings erfüllt, erweise sich der Berliner Immobilienmarkt durchaus als attraktive Alternative zu anderen Geldanlagen, sagt die Berliner Sprecherin vom Immobilienverband Deutschland (IVD), Carolin Hegenbarth. Schließlich seien die Preise hier noch immer viel günstiger als in anderen deutschen und internationalen Großstädten und auch die Zinsen für die Finanzierungen seien relativ niedrig. Der IVD beobachte seit Monaten eine verstärkte Nachfrage nach Häusern oder Wohnungen: „Und zwar sowohl als Anlageobjekt als auch zur Selbstnutzung“. Die IVD-Berater führen diese Hinwendung zu Sachwerten auch auf die krisenhaften Erscheinungen in Europa und der Welt zurück.

Die verstärkte Suche nach krisenfesten, zeitlosen Sachwerten bekommen seit etwa zwei Wochen auch die Mitarbeiter des Pfandleihhauses Lohmann in der Mommsenstraße zu spüren. Alle fünf bis zehn Minuten kaufe ein neuer Kunde Gold, erzählt ein Mitarbeiter. Mancher für 50, mancher für 15 000 Euro. Ob als Barren oder Münzen – das Edelmetall ist gefragt, obwohl der Goldpreis schon drastisch gestiegen ist. Experten mahnen zur Vorsicht – auch weil Gold in Dollar gehandelt wird und bei ungünstigem Wechselkurs zwischen Dollar und Euro Verluste drohen.

Beim Sommerschlussverkauf hat sich die Hinwendung zu Sachwerten zwar noch nicht gezeigt, aber Günter Pätz, der stellvertretende Geschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg ist sicher, dass mancher, der schon länger eine neue Küche oder ein schöneres Bad haben wollte, sich diesen Wunsch jetzt erfüllen wird.

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