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Berlin: Nach den Mai-Krawallen war der Opel hin

Land zahlte 68.000 Euro für private Randale-Schäden

Die letztjährigen Maikrawalle haben Michael Kaber laut Sachverständigen-Gutachten genau 1036 Euro gekostet. So viel war sein betagter Opel Corsa noch wert, als sich wutentbrannte Randalierer dem Gefährt in zerstörerischer Absicht näherten. Michael Kaber verfolgte das Geschehen im Fernsehen, weil er die Kreuzberger „Revolutionäre 1.-Mai-Demonstration“ lieber aus der Distanz betrachtet. Sein Auto hatte er vorsorglich aus der Oranienstraße in eine ruhige Nebenstraße verfrachtet. Was er dann sah, mochte er zuerst nicht glauben. Maskierte Jugendliche demolierten seinen Opel und kippten ihn um. Alles unter den Augen der Polizei. Kaber lief auf die Straße, wollte seinem Auto zu Hilfe kommen, aber da rannten ihm schon die flüchtenden Demonstranten entgegen. In der Mariannenstraße, wo sein Auto stand, war der Krieg ausgebrochen, und die Polizei hatte nach 20 Minuten einen Gegenangriff gestartet.

Knapp 100 Sachbeschädigungen zählte die Polizei im vergangenen Jahr, darunter rund ein Dutzend angezündete Autos und einige lädierte Fassaden. Am schlimmsten traf es das Seat-Autohaus in der Mariannenstraße. 240 Pflastersteine fand man allein in der ersten Etage des Bürohauses. Die ruinierten Räume samt Fassade mussten für 100 000 Euro wieder hergerichtet werden. Monatelang verhandelte das Autohaus mit Versicherungen und Senat über Entschädigungszahlungen. Das Land zahle Randale-Opfern aus Kulanz einen bestimmten Betrag, ohne einen Rechtsanspruch anzuerkennen, sagt Matthias Kolbeck von der Senatsfinanzverwaltung. Es gebe zwar ein „Tumultschadensgesetz“ von 1920, das solche Zahlungen regele. Ob dieses Gesetz noch gültig ist, sei aber unter Experten umstritten. Für die Krawallopfer 2003 wurden insgesamt 68 000 Euro gezahlt, aufgeteilt unter sieben Geschädigte. Der größte Batzen ging an das Autohaus, kleinere Beträge an die Besitzer ausgebrannter Autos.

Kaber bekam vom Finanzsenator 300 Euro für sein kaputtes Auto. Dafür konnte er in etwa die Abschlepp- und Verschrottungskosten zahlen. Eine Kaskoversicherung hatte er nicht. „Wir hatten das Auto gerade für den TÜV fertig gemacht.“ Dass die Polizei nicht eingriff, als sein Auto ramponiert wurde und er größtenteils selbst für den Schaden aufkommen muss, ärgert ihn zwar, aber „ich wollte mich nicht herumzanken“. Für einen Anwalt habe er ohnehin kein Geld. Kaber ist arbeitslos. An diesem 1. Mai wird er wieder zuHause bleiben. Und sein neues altes Auto, das er sich besorgt hat, parkt er diesmal weit weg von den Zentren der Randale.

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