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Nach der Bundestagswahl: FDP-Mitarbeiter: Arbeitslos nach der Wahl

Das Ergebnis der Bundestagswahl war nicht nur ein Schock für FDP-Mitglieder, sondern auch für all die FDP-Mitarbeiter im Bundestag: 500 Menschen sollen ihren Job verloren haben. Zwei Mitarbeiterinnen der FDP berichten, wie es nun für sie weitergeht.

Sie flucht leise, als die Wahlergebnisse über den Bildschirm flimmern. „Es macht mich unheimlich betroffen“, erzählt die 36-jährige Mitarbeiterin eines FDP-Abgeordneten, die ihren Namen nicht nennen möchte. Am Tag nach dem Desaster klingt sie gefasst am Telefon und doch traurig: „Alle meine Bekannten und Freunde hier haben auch keinen Job mehr. So viele Schicksale, so viele Familien stehen dahinter.“ Fünfeinhalb Jahre lang hat sie für FDP-Abgeordnete organisatorisch gearbeitet und hat sich im Kollegium wohl gefühlt. Vorbei.

Bundestagswahlen sind auch Entscheidungen über viele Arbeitsplätze im Berliner Regierungsviertel. Gut 3000 Menschen arbeiten in den Büros der Abgeordneten und Fraktionen. Viele müssen nun ihre Jobs aufgeben. Die FDP-Fraktion, die erstmals den Sprung ins Parlament verpasste, kann noch keine genauen Angaben dazu machen, wie viele Mitarbeiter nun arbeitslos sind. Fest steht aber, dass Ende Oktober, mit Konstituierung des neuen Bundestags, alle 93 FDP-Bundestagsabgeordneten samt Referenten und Mitarbeiter ihre Büros räumen. 500 oder gar noch mehr – von dieser Zahl hat die 36-jährige Mitarbeiterin gehört. Von der Fraktion würden sie nicht unterstützt, das sei aber auch normal, sagt sie. Nur die Bundestagsabgeordneten bekommen ein Übergangsgeld.

Arbeitagentur bezieht im Bundestags Büros um zu vermitteln

An zwei Tagen bezieht die Arbeitsagentur in diesem Monat einige Büros im Bundestag. Mitarbeiter aus Berlin können sich dort Arbeit suchend melden. „Ich werde den Service wie viele andere nutzen“, sagt die 36-Jährige. Vor einigen Wochen war sie schon auf einer Veranstaltung des Arbeitsamts. Aber da dachte sie noch nicht, dass die FDP so abstürzt und sie jetzt wirklich ohne Job dastehen würde.

„Einige werden von anderen Abgeordneten übernommen oder finden einen neuen Job, weil sie gut vernetzt sind“, sagt René Dreke, Sprecher der Arbeitsagentur Mitte. Er glaubt nicht, dass der Berliner Arbeitsmarkt von hunderten Ex-Mitarbeitern mit demselben Berufshintergrund geflutet werde, da sie aus allen Bundesländern stammen. Trotzdem denkt mancher darüber nach, lieber etwas ganz anderes zu machen. Viele hoffen, dass ihnen ihre Erfahrungen im Bundestag bei der Jobsuche helfen. Aber werde solch ein Hintergrund auch auf dem Markt gebraucht?

Die Angst vor Hartz IV

„Parlamentarisches und politisches Wissen kann in vielen Jobs wiederverwendet werden“, meint eine andere Mitarbeiterin, sie ist 38 Jahre alt und hat in der letzten Legislaturperiode für die FDP im Bereich Umwelt gearbeitet. Sie kann sich inzwischen vorstellen, bei einer Stiftung zu arbeiten; andere versuchen, bei PR-Agenturen oder im Lobbyismus unterzukommen.

Dass ein Job als Mitarbeiter im Bundestag immer befristet sei, dass sei zwar bewusst gewesen. Aber sie habe es verdrängt. „Ich hatte noch Hoffnung und wollte mich noch nicht trennen“, sagt die 38-Jährige. Auch wenn sie gerade ganz gut gestimmt ist, hat sie Angst. „Aus dieser Position zu Hartz IV – das wäre ein tiefer Fall.“

Kristina Wollseifen

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