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Berlin: Nach der letzten Reise um die Erde als Sternschnuppe verglühen

BERLIN .Noch bleiben Reisen ins All für jeden Normalsterblichen ein unerfüllbarer Traum.

BERLIN .Noch bleiben Reisen ins All für jeden Normalsterblichen ein unerfüllbarer Traum.Längst aber nicht mehr für die Toten: Seit dem erfolgreichen Start der Mission 01 von der kalifornischen Vandenberg Air Force Base im Februar diesen Jahres umkreist ein Satellit mit den Urnen von 24 Amerikanern, Japanern und Niederländern die Erde.Und ab sofort bietet auch Ahorn-Grieneisen in seinen 44 Berliner Geschäftsstellen eine Weltraumbestattung an.

Das größte Bestattungsinstitut Deutschlands sieht sich allerdings nur als Vermittler: Die Organisation übernimmt für 12 800 Mark die Celestis Foundation- eine gemeinnützige Vereinigung, die Ende der 70er Jahre in Houston, Texas von Weltraumfans und ehemaligen Astronauten gegründet wurde.Sie garantiert in einem Vorsorgevertrag die ordentliche Abwicklung des Gedenkfluges mit mindestens drei Erdumrundungen."Als letzten Tribut an die Menschheit", so die werbende Botschaft von Manfred Lessing, dem Celestis-Vertreter für Europa mit Sitz in Garbsen bei Hannover, "umkreist die Asche des Toten die Erde und kehrt als Sternschnuppe zu ihr zurück".

"Ein sehr poetisches und tröstendes Bild", wie Harald Berghoff, Regionalleiter Berlin von Ahorn-Grieneisen meint.Das habe den Trauerberater auch bewogen, die Möglichkeit einer Weltraumbestattung in sein Angebot aufzunehmen.Da der Satellit mit den Urnen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre vollständig verglüht, stehe diese Form der Bestattung dem Deutschen Bestattungsgesetz nicht entgegen, das lediglich eine Beisetzung in Erde oder Wasser erlaubt, nicht aber in der Luft.Allerdings glaubt Harald Berghoff nicht, daß diese Art der Beisetzung die mitteleuropäischen Beerdingungbräuche nachhaltig revolutionieren werde, und schätzt die Interessenten auf "höchstens 0,002 Prozent".

Bundesweit wurden etwa 50 Verträge mit Celestis abgeschlossen.Geplant sind in Zukunft zwei Starts pro Jahr, der nächste für den Herbst.Und diesmal wird der Satellit voraussichtlich eine halbe Ewigkeit im Orbit bleiben, bevor er verglüht - 240 Jahre.

Bevor allerdings die letzte Reise in die Ewigkeit des Weltraums starten kann, geht sie erst noch um die halbe Welt: Das Krematorium Magdeburg, das sich als einziges in Deutschland zu einer Zusammenarbeit bereit erklärt hat, füllt jeweils fünf bis zehn Gramm der Urnenasche in zwei aluminium-ummantelte Glaskapseln um, die an die Celestis-Zentrale in Houston weitergeleitet werden.Nummeriert und beurkundet werden die Kapseln dort in einem "pietätvollen Raum" bis zum nächsten Satellitenstart gelagert.

"Möglich ist es aber auch", so Manfred Lessing, "die Kapseln solange zwischenzulagern, bis Partner oder Angehörige ebenfalls verstorben sind, um die letzte Reise dann gemeinsam anzutreten".

In jedem Fall erhalten die Hinterbliebenen auf Wunsch eine Videoaufnahme vom Start des Shuttles, auch werden Name des Verstorbenen und Flug mit einer Gedenktafel geehrt.Die verbleibende Asche kann regulär am Heimatort beigesetzt werden.

KARINA KRAWCZYK

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