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Berlin: Nach der Razzia: Autohändlern droht Insolvenz

Geschäftsführer sollen VW Bank mehrere Millionen Euro vorenthalten haben Konzern kündigt Händlervertrag, bestellte Wagen werden aber ausgeliefert

Die Geschäftsführer der renommierten VW-Autohäuser Auto-Eicke und Auto-Mann, Dirk und Stig A., müssen möglicherweise heute Insolvenz anmelden. „Ich könnte mir vorstellen, dass es so sein wird“, sagte Anwalt Axel Weimann, der den 62-jährigen Dirk A. vertritt. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft hatten am Sonnabend sowohl das Autohaus Auto-Eicke in der Curtiusstraße in Lichterfelde als auch das Autohaus Auto-Mann in der Charlottenburger Straße in Zehlendorf durchsucht. Dabei wurden die beiden Geschäftsführer vorläufig festgenommen und am späten Abend wieder freigelassen. Sie erhielten Haftbefehl mit Verschonung, was bedeutet, dass sie Auflagen der Polizei einhalten müssen.

Anlass der Razzia war eine Anzeige der Volkswagen Bank in Braunschweig wegen des Verdachts der Untreue. „Den Mandanten wird vorgeworfen, Kaufpreiserlöse von Autos nicht an die VW Bank abgegeben zu haben“, erläutert Anwalt Weimann die Vorwürfe. Dabei handelt es sich nach seinen Angaben um eine Summe zwischen 13 und 16 Millionen Euro. Die beiden Geschäftsführer hätten das Geld behalten und in „andere, private Projekte“ gesteckt. So soll Dirk A. vor allem in ein privates Hotel an der Ostsee investiert haben. Sein Sohn Stig A. habe hingegen mit den Geldern das „Deutsche Haus“ an der Charlottenburger Straße/Ecke Berliner Straße saniert. Das ehemalige Hotel hatte jahrelang leer gestanden. Das Bezirksamt hatte Stig A. überzeugt, das Gebäude nicht abzureißen. Nun befinden sich dort ein Bistro und ein Ausstellungsraum für die Fahrzeuge von Auto-Mann.

„Die Geschäftsführer machen sich kaufmännisch Vorwürfe. Aber inwieweit das Ganze strafrechtlich relevant ist, muss nun erst einmal geprüft werden“, sagt Weimann. Um der VW Bank zuvorzu- kommen, hatte Dirk A. auf Anraten seines Anwalts bereits am Freitag bei der Polizei Selbstanzeige erstattet. VW will sich zu Einzelheiten in diesem Fall nicht äußern.

Zur möglichen Insolvenz sagte der Anwalt, trotz guter Geschäfte mit 1600 verkauften Autos pro Jahr sei „nun ein Liquiditätsengpass entstanden“. Zudem habe VW den Händlervertrag gekündigt. Das würde bedeuten, dass die beiden Autohäuser keine Volkswagen mehr verkaufen dürfen. Kunden, die in einem der beiden Autohäuser Fahrzeuge gekauft hätten, müssten sich aber keine Gedanken machen, versichert Weimann: „Jeder, der sein Auto bezahlt hat, bekommt es auch.“

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