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Nach Gerichtsurteil: Künstler vom Tacheles geben auf

Die verbliebenen rund 50 Künstler im Tacheles räumen das Feld - mehr oder weniger freiwillig. Nach dem monatelangen Rechtsstreit macht das plötzliche Einlenken der Bewohner die Gegenseite stutzig.

Der Kampf ist zu Ende. „Das Kunsthaus Tacheles steht vor dem endgültigen Aus“, teilte der ehemalige Vereinsvorsitzende der Künstlergemeinschaft, Martin Reiter, mit. Damit reagieren die Tacheles-Nutzer auf ein Urteil des Landgerichts, das sie zur Räumung des Theatersaals und der Galerieräume auffordert. Zwischen den Nutzern der Kaufhausruine an der Oranienburger Straße und dem Zwangsverwalter tobte seit Monaten ein juristischer Kleinkrieg, der zuletzt leichte Vorteile für die Tacheles-Künstler gebracht hatte. Inzwischen scheint ihr Durchhaltewillen aber gebrochen zu sein.

„Wir haben alle Mittel ausgeschöpft“, sagte Tacheles-Sprecherin Linda Cerna. Die verbliebenen rund 50 Maler und Bildhauer würden ihre Kunstwerke nun in Sicherheit bringen, damit es nicht erneut zu Zerstörungen durch Sicherheitskräfte des Zwangsverwalters kommen könne. Das Haus bleibe aber bis auf Weiteres offen und für Touristen zugänglich.

VIDEO Der Zwangsverwalter steht vor der Tür:

Der Anwalt des Zwangsverwalters, Michael Schultz, reagierte überrascht auf den Rückzug der Künstler. „So ganz trau’ ich dem Frieden noch nicht.“ Wie es weitergeht, sei noch nicht entschieden. „Wahrscheinlich wird es zunächst eine Bestandsaufnahme geben.“ Schultz rechnet noch in diesem Jahr mit einer Zwangsversteigerung durch die HSH Nordbank, der die Freifläche samt Ruine nach der Insolvenz des Investors Jagdfeld zugefallen ist. Ein erster Termin im Frühjahr war abgesagt worden, vermutlich war von potenziellen Käufern signalisiert worden, dass ein besetztes Grundstück nicht den gewünschten Preis erzielen würde.

Im August 2011 begannen schließlich absurd anmutende Scharmützel um die Galerien und Werkstätten im Tacheles. Die Künstler konnten sich gegen Räumungsverfügungen immer wieder erfolgreich zur Wehr setzen. Der Zwangsverwalter reagierte mit Mauern und Zäunen um freigezogene Brachen und privaten Sicherheitskräften zur Bewachung.

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