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Verspätungen sind bei S- und U-Bahn keine Seltenheit.

© dapd

Nach Pannenserie: BVG soll S-Bahn retten - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren sprach sich die SPD für ein kommunales Unternehmen aus, doch die Bahn blieb im Rennen.Was Klaus Kurpjuweit darüber schrieb.

Die S-Bahn steckt seit mehr als einem Jahr in ihrer bisher tiefsten Krise – ein Ende ist nicht absehbar. Die SPD überlegt jetzt, den Betrieb von der BVG übernehmen zu lassen, um einen „qualitativ hochwertigen, sicheren und störungsfreien“ Verkehr anbieten zu können. Doch dies gewährleistet auch die landeseigene BVG schon seit Monaten nicht mehr. Denn beim kommunalen Unternehmen fallen ebenfalls Fahrten aus, fehlen Informationen bei Störungen und gibt es massenweise Verspätungen.

Vor allem Busfahrgäste können sich derzeit nicht darauf verlassen, dass ihr „Großer Gelber“ kommt. Viele Kunden, die pünktlich am Arbeitsplatz oder in der Schule ankommen wollen, fahren inzwischen schon früher, als es nach dem Fahrplan notwendig wäre, um einigermaßen sicher zu sein, rechtzeitig anzukommen.

Bei der S-Bahn löste am 1. Mai 2009 ein gebrochenes Rad die Krise offen aus, die schon vorher vorhanden, aber kaum registriert worden war. Bei der BVG führte eine Serie von Bränden bei Bussen dazu, dass das Unternehmen alle 91 Typen einer Serie des Herstellers Mercedes vorübergehend aus dem Betrieb nehmen musste. Und wie bei der S-Bahn der Hersteller Bombardier sagt auch bei den Bussen der Produzent Mercedes, dass die Fahrzeuge nach den geltenden Normen hergestellt worden seien. Der Fehler müsse wohl woanders liegen.

Wie die S-Bahn hat auch die BVG die Kapazitäten in den Werkstätten reduziert; Mitarbeiter in beiden Unternehmen klagten schon seit langem, dass Fahrzeuge auch mit Defekten in den Betriebseinsatz gehen müssten. Bei der S-Bahn hat das Eisenbahn-Bundesamt mehrfach Fahrzeuge stilllegen lassen. Die BVG musste auf Anordnung der Polizei nach Kontrollen Busse aus dem Verkehr ziehen. S-Bahn und BVG beschäftigen inzwischen wieder mehr Mitarbeiter in den Werkstätten. In beiden Unternehmen fehlen außerdem Fahrer und Fahrzeuge, weshalb wiederum Fahrten häufig ausgefallen sind.

Die Misere hat ähnliche Ursachen: den Sparzwang. Bei der S-Bahn war er vom Bahnkonzern verordnet, der Gewinne sehen will – bei der BVG reicht der Zuschuss des Senats vorn und hinten nicht aus, um alle Kosten zu decken, weshalb geknausert werden muss – und die Verschuldung trotzdem steigt.

Aber auch beim Einsatz neuer Technik haben beide Unternehmen ähnliche Probleme. Bei der S-Bahn funktioniert seit Jahren das Abfertigungssystem durch die Triebfahrzeugführer nicht, die BVG kämpft seit der Einführung des Softwareprogramms IVU-Suite im vergangenen Sommer mit Unzulänglichkeiten und Abstürzen, was den Personal- und Fahrzeugeinsatz enorm erschwert.

Während die S-Bahn nach ihren Fahrzeugausfällen wenigstens einen Notfahrplan aufgestellt habe, seien die Fahrgäste beim Busverkehr der BVG bis heute aufs Zufallprinzip angewiesen, klagt Matthias Horth vom Fahrgastverband Igeb. Eine Übernahme auch noch der S-Bahn würde die Situation für die Kunden nicht verbessern, ist Horth überzeugt. „Wir könnten unter den bisherigen Umständen das Elend nur weiter verwalten“, heißt es auch intern bei der BVG.

Wohl auch deshalb ließ die SPD auf ihrem Landesparteitag am Sonnabend ein Hintertürchen offen: Sollte die Bahn zügig ein Programm vorlegen, wie die S-Bahn wieder auf Vordermann gebracht werden kann, sei auch eine Direktvergabe des Betriebs an die Bahn AG möglich. Eine vergleichbare Aufforderung an den Senat für die BVG gibt es nicht.

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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