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Berlin: Nach S-Bahn-Unfall: Unglücksfahrzeug wieder im Einsatz Ursache des Aufpralls auf Messzug weiter unklar

Ursache des Aufpralls auf Messzug weiter unklar. Sicherheitsmaßnahmen werden aber verschärft.

Auch ein knappes viertel Jahr nach dem S-Bahn-Unfall im Bahnhof Südkreuz gibt es noch keine offiziellen Angaben zur Ursache. Trotzdem wird eines der Unfallfahrzeuge, ein Gleismesszug, jetzt wieder eingesetzt, obwohl dessen Fahrt vor dem Unfall wahrscheinlich mit dem Unglück zusammenhängt, bei dem am 20. November 33 Fahrgäste verletzt worden waren. Die S-Bahn hat jetzt aber vor dem neuen Einsatz des Messzuges zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen verhängt.

Der Messzug, „Sperry“ genannt, stand auf einem Gleis am Ende des Bahnsteigs im Südkreuz. Eine S-Bahn der Linie S 25 aus Teltow, die das gleiche Gleis befuhr, konnte nicht rechtzeitig stoppen und prallte gegen das Messfahrzeug. Seither suchen Experten nach der Ursache.

Nach bisherigen Erkenntnissen hinterlässt „Sperry“ einen Schmierfilm auf den Schienen, weil er vor der Ultraschallmessung die Schienen abspritzt. Zusammen mit dem vorhandenen Schmutz kann dadurch ein Schmierfilm auf den Schienen entstehen, der für nachfolgende Fahrzeuge den Bremsweg erheblich verlängern kann. Fest steht nach Tagesspiegel-Informationen, dass der Fahrer der S-Bahn mehrere Versuche unternommen hatte, den Zug zu bremsen – vergeblich. Auch die mechanische Fahrsperre am Rot zeigenden Signal, die eine Zwangsbremsung auslöst, wenn ein Zug bei Rot an einem Signal vorbeifährt, konnte die Bahn nicht rechtzeitig stoppen. Erschwerend kam hinzu, dass die Bahn keinen Bremssand an Bord hatte, der die Reibung zwischen Rad und Schiene erhöht. Der Behälter war nicht aufgefüllt worden.

Wenige Minuten vor dem Unfall hatte im Bahnhof Schichauweg ein anderer Zug, der ebenfalls dem Messfahrzeug gefolgt war, auch nicht planmäßig halten können, weil er gerutscht war.

Dass „Sperry“ einen Schmierfilm auf den Schienen hinterlassen kann, soll den Verantwortlichen bekannt gewesen sein. Der Zug wurde trotzdem im laufenden Betrieb eingesetzt, weil die Zeit in den nächtlichen Pausen nicht ausreiche, teilte die S-Bahn nach dem Unfall mit.

Jetzt dürfen S-Bahnen, die dem Messzug folgen, nur noch höchstens mit 60 km/h fahren. Am Unfalltag war noch Tempo 100 zugelassen. Und die S-Bahn will sicherstellen, dass alle Fahrer über den „Sperry“-Einsatz informiert werden. Das war am Unfalltag wahrscheinlich unterlassen worden.

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