zum Hauptinhalt
Polizisten sind eigentlich nicht Teil eines Kreisliga-Fußballspiels. Manchmal müssen sie aber doch kommen.

© dpa

Nach Schlägerei im Spiel gegen Makkabi: Meteor III vom Spielbetrieb suspendiert

Beim Kreisliga-Spiel des jüdischen Klubs Makkabi gegen Meteor gab es Tumulte und Beleidigungen. Jetzt wurde Meteor suspendiert.

Die Reaktion erfolgte prompt: Einen Tag nach dem Spielabbruch des Kreisliga-Fußballspiels TuS Makkabi III gegen Meteor III hat der Berliner Fußball-Verband (BFV) die ganze Mannschaft von Meteor vorläufig vom Spielbetrieb suspendiert. Dies bestätigte Adel Ghazi, der Geschäftsführer von Meteor 06, dem Tagesspiegel. Nach Angaben des Schiedsrichters war der Fußtritt eines Meteor-Spielers gegen einen Anhänger von Makkabi am Spielfeldrand der Ausgangspunkt für den Abbruch in der 60. Minute. Makkabi hatte zu diesem Zeitpunkt 1:0 geführt. Es war ein Heimspiel für Makkabi auf ihrem Vereinsgelände in der Harbigstraße in Westend.

Im anschließenden Tumult, an dem beide Mannschaften sowie Zuschauer beteiligt waren, fielen antisemitische Beleidigungen. Allerdings beklagte Ole Braatz, Betreuer von Meteor III, die Meteor-Spieler seien schon in der ersten Halbzeit von Makkabi-Spielern und -Zuschauern rassistisch beleidigt worden. Auch der Spieler, der getreten habe, sei als "Drecksmuslim" bezeichnet worden. Makkabi weist diese Vorwürfe scharf zurück.

Meteor sieht auch Makkabi in der Verantwortung

Meteor-Geschäftsführer Ghazi räumte das "Fehlverhalten" seiner Mannschaft umstandslos ein. Allerdings beklagte er, dass nur Meteor bestraft worden sei, während Makkabi nicht sanktioniert werde. "Bei so einem Vorfall sind beide Seiten beteiligt", sagte Ghazi, "es ist nicht in Ordnung, wenn Makkabi gar keine Schuld einräumen möchte. Dem Spielabbruch sind ja ein paar Sachen vorausgegangen."

Claudio Offenberg, der Fußball-Leiter von Makkabi, bezeichnete allein schon die Frage, ob auch Makkabi III Sanktionen erhalten habe, als "provozierend". Er sieht seine Mannschaft vollständig als Opfer. "Wenn meine Mannschaft auf ihrem eigenen Platz von der Polizei geschützt werden muss, dann stellt sich diese Frage ja wohl nicht." Offenberg war allerdings beim Spiel nicht dabei, er kennt die Vorfälle nur aus der Schilderung seiner Spieler und Zuschauern.

Adel Ghazi ist sichtlich um das Image seines Vereins bemüht. "Der Spieler, der den Zuschauer getreten hat, ist aus dem Verein ausgeschlossen worden", sagte er. "So jemand hat bei uns nichts verloren. Der soll Fußballspielen und nicht Leute niederschlagen." Und sollte sich im Verlauf der Ermittlungen ergeben, dass auch noch ein anderer Spieler "ein Fehlverhalten gezeigt hat, dann geht der schnurstracks mit. Da sind wir ganz radikal." Ghazi kann sich den Ausraster des Spielers nicht erklären. "Das war reine Dummheit. Oder vielleicht hat er sich auch gar nichts dabei gedacht." Egal, an den Konsequenzen ändert das nichts. "Bei so einem Verhalten sind wir ganz radikal." Gerd Liesegang, der Vize-Präsident des Berliner Fußballverbands, hatte erklärt: Weder Meteor noch Makkabi seien bisher bei Gewalttätigkeiten verbaler oder körperlicher Art besonders aufgefallen.

Ghazi betont, ebenso wie der Makkabi-III-Spieler Leonard Kaminski, dass die ganze Aggression ursprünglich nichts mit ethnischen oder religiösen Gründen zu tun gehabt habe. Ausgangspunkt war eine umstrittene, rein sportliche Aktion. "Ich kann nicht ausschließen, dass auch andere Meteor-Spieler Beleidigungen ausgestoßen haben", sagte er. Meteor-Betreuer Braatz hatte erklärt, Meteor-Spieler seien von Makkabi-Spielern und -Zuschauern bereits frühzeitig als "Drecksmuslime" und "doofe Muslime" bezeichnet worden. Das habe er, Braatz "mit eigenen Ohren gehört". Kaminski, linker Verteidiger bei Makkabi III; weist das scharf zurück. "So etwas passt nicht zu unserem Team. Das habe ich auch nie gehört."

Über Meteor ging ein Shitstorm nieder

Für den Gesamt-Verein Meteor hat der Abbruch des Spiels seiner dritten Mannschaft erhebliche Folgen. "Über unseren Klub ist ein Shitstorm niedergegangen", sagt Ghazi. Auf seiner Facebook-Seite sei Meteor übelst beschimpft worden. "Da haben sich unter anderem sogar auch Nazis ausgetobt", sagte er. Irgendwann habe der Klub rund 50 der schlimmsten Beiträge löschen müssen.

Makkabi hatte die Polizei auf den Platz gerufen. Die Beamten kamen mit Schlagstöcken und Pfefferspray und sahen im Kabinentrakt des Makkabi-Vereinsheims nach dem Rechten. Die Makkabi-Spieler blieben 55 Minuten in der eigenen Kabine. Angeblich laufen Ermittlungen gegen zwei Meteor- und zwei Makkabi-Spieler. Zwei Makkabi-Mitglieder hätten nach dem Vorfall noch Spuren von Tritten und Schlägen gehabt, sagte Kaminski. Meteor-Betreuer Braatz dagegen erklärte: "Ich habe keine Verletzten gesehen."

Bis zum 18.September jedenfalls darf Meteor III kein Pflichtspiel mehr bestreiten. Und ob das Team danach wieder auftreten kann, ist ungewiss. An diesem Tag findet die Sportgerichtsverhandlung statt. "Das Gericht kann eine Mannschaft in einem besonders schweren Fall für die ganze Saison vom Spielbetrieb ausschließen", sagt Verbands-Vizepräsident Liesegang.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false