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Nach tödlichem Schuss am Roten Rathaus in Berlin: Nackter litt an Schizophrenie - der "Misstrauenskrankheit"

Der am Freitag am Neptunbrunnen erschossene Mann hat wohl unter der psychischen Krankheit gelitten. Jeder Hundertste erlebt in seinem Leben mindestens eine schizophrene Episode.

Zu Manuel F. ist viel spekuliert worden – vor allem über die Ursache seiner Verwirrung, als er sich am Freitag mit einem Messer im Neptunbrunnen verletzte, bevor der 31 Jahre alte Mann von einem Polizisten erschossen wurde. Unter Schizophrenie soll F. laut Staatsanwaltschaft gelitten und regelmäßig Cannabis geraucht haben. Mediziner gehen davon aus, dass Kiffen psychische Erkrankungen wie Schizophrenie und Depressionen befördern kann – zwangsläufig ist das aber nicht.

Medikamente sind Grundlage der Therapie

Doch Schizophrenie ist auch ganz ohne Cannabiskonsum eine gefährliche Krankheit. Müsste er Schizophrenie mit einem Wort beschreiben, hat ein langjähriger Psychiatrie-Chefarzt mal dem Tagesspiegel gesagt, wäre „Misstrauenskrankheit“ das passende Wort. Wahnvorstellungen, Angst, Rückzug, in der Folge oft Vereinsamung kennzeichnen den Weg vieler Betroffener. Mit multiplen Identitäten hat Schizophrenie dabei wenig zu tun. Dass es sich bei der Krankheit um eine Persönlichkeitsspaltung handelt, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Zwar stammt das Wort „schizo“ aus dem Griechischen und bedeutet „spalten“. Menschen, die an Schizophrenie erkranken, haben aber eher eine dünne seelische Haut. Während einer schizophrenen Psychose, die in der Medizin eine Episode genannt wird, schüttet das Gehirn zu viel des Botenstoffes Dopamin aus. Oft sind Paranoia und Übererregung die Folge. Betroffene brauchen Medikamente, Therapien und sozialen Rückhalt, oft ein Leben lang. Grundlage der Behandlung ist aber die regelmäßige Einnahme der Medikamente. Die könnten Manuel F. am Freitag gefehlt haben.

Eine einzige Ursache für Schizophrenie gibt es nicht

Noch gibt es keinen eindeutigen, schnellen Test auf Schizophrenie. Es sind Merkmale am Verhalten eines Patienten, an der Schizophrenie als Diagnose festgemacht wird. Trotzdem ist seit längerem bekannt, dass manche Menschen von Natur aus ein erhöhtes Risiko haben – etwa, weil die Krankheit in ihrer Familie vorkommt. Derzeit wird von einem multifaktoriellen Modell ausgegangen, also einem Zusammenspiel von genetischen und psychosozialen Ursachen. Bekannt ist auch, dass akute Schübe meist in Stresssituationen auftreten. Statistisch gesehen durchlebt jeder Hundertste mindestens einmal im Leben eine schizophrene Episode. Studien zeigen, dass sich Betroffene überdurchschnittlich oft selbst töten. Strafrechtlich deutlich häufiger auffällig sind sie nach Auskunft von Kennern allerdings nicht.

Informationen zu Schizophrenie und deren Behandlungen finden Sie auf dem Portal www.gesundheitsberater-berlin.de von Tagesspiegel und Gesundheitsstadt Berlin.

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