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Nach Totalausfall: Berliner S-Bahn fährt fast wieder normal - Wowereit gelassen

Am Freitagmorgen hat sich die Lage im S-Bahn-Verkehr wieder weitgehend normalisiert. Vereinzelt kommt es aber noch zu Verspätungen. Der Regierende Bürgermeister bleibt angesichts des Chaos vom Vortag entspannt.

Man sei "ganz zufrieden" mit der Lage bei der S-Bahn an diesem Freitagmorgen, sagte ein Bahnsprecher Tagesspiegel.de. Nachdem am Donnerstagnachmittag der der gesamte Verkehr bei der S-Bahn zusammengebrochen war, fuhren die meisten S-Bahnen wieder nach normalem Fahrplan. Vereinzelt gebe es noch Ausfälle, jedoch keine großen Taktlücken mehr, so der Sprecher. Die Linie S 45 fuhr bis 7.20 Uhr noch im 40-Minuten-Takt, danach aber wieder normal. Die Linie S 47 fahre bislang nur verkürzt von Spindlersfelde bis Schöneweide und nicht wie normal bis Hermannstraße.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gab sich angesichts des Chaos gelassen. Mit den berüchtigten Problemen der S-Bahn bei kalter Witterung habe der ursächliche Stromausfall in einem Stellwerk nichts zu tun: „So etwas kann, glaube ich, immer mal vorkommen und hat nichts mit dem Winter zu tun“, sagte er dem Radiosender 104.6 RTL am Freitag.

Am Donnerstagmittag waren fast alle S-Bahn-Züge im Netz stehen geblieben. Fahrgäste mussten zum Teil stundenlang in den Zügen ausharren, ehe sie auf freier Strecke aussteigen konnten oder die Bahn doch noch zum nächsten Bahnhof fahren konnte. Ursache war ein Stromausfall in der Betriebszentrale in Halensee, von der aus mit einem elektronischen Stellwerk fast alle Weichen und Signale im Netz gestellt werden und die Fahrt der Züge überwacht wird. Die Panne war nach Angaben der Bahn beim routinemäßigen Überprüfen der Notstromversorgung entstanden. Warum alle Rückfallebenen versagt haben, ist unklar. Zuständig ist der Bereich Netz bei der Bahn AG.

Gegen 11.45 Uhr ging nichts mehr. Obwohl der Fahrstrom weiter floss, mussten die Bahnen stehen bleiben, weil nach einem Stellwerksausfall alle Signale zur Sicherheit auf Rot schalten. Da auch der Funk ausgefallen war, mussten sich die Fahrer weitere Anweisungen per Handy beschaffen. Auch Lautsprecher funktionierten auf vielen Bahnhöfen nicht mehr, weil diese Anlagen ebenfalls mit der Zentrale verbunden sind.

Züge auf freier Strecke, die es nicht mehr in einen Bahnhof schafften, wurden schließlich geräumt. Vorrang hatte hier der Nord-Süd-Tunnel, wo Fahrgäste auch durch Notausstiege ins Freie gelangten, wie berichtet wurde. Teilweise hatten Fahrgäste auch eigenmächtig die Züge verlassen. Dann wurde zur Sicherheit auch der Fahrstrom abgeschaltet.

Betroffen war zeitweise auch der Fern- und Regionalverkehr auf der Stadtbahn. Züge fielen aus oder verspäteten sich, was sich auf den Verkehr der Bahn in ganz Deutschland auswirkte. Für den Bereich des Bahnhofs Charlottenburg stehen die Rechner für das elektronische Stellwerk der Ferngleise ebenfalls in der Zentrale in Halensee; bedient werden sie allerdings von der Zentrale der Bahn in Pankow. Der Fernverkehr konnte den Betrieb schnell wieder aufnehmen.

Bei der S-Bahn dauerte es bis zum Nachmittag, ehe die Züge wieder im gesamten Netz fahren konnten. Am Donnerstagabend fuhren die Züge im 20-Minuten-Takt. Für den heutigen Freitag wurde mit weiteren Behinderungen gerechnet, weil die Dienstpläne der Mitarbeiter durcheinander geraten und die Wartungsintervalle der Züge gestört sind.

Die BVG hatte nach ihren Angaben alle verfügbaren Fahrzeuge eingesetzt; sie hat aber wie auch die S-Bahn kaum Reserven. Viele U- und Straßenbahnen sowie Busse vor allem im Bereich von S-Bahnhöfen waren überfüllt. Auch Taxis waren stark gefragt. Einen Ersatzverkehr mit Bussen fürs gesamte Netz zu organisieren, ist bei der Größe nicht möglich.

Bereits am Mittwoch waren bei der S-Bahn auf mehreren Linien Fahrten ausgefallen, weil sich rund 90 der etwa 1000 Lokomotivführer krank gemeldet hatten. Und auch am Donnerstag hatte es schon vor dem Stromausfall Probleme gegeben. Züge mussten mit weniger Wagen fahren als vorgesehen, und am Vormittag hatte eine defekte Weiche am Nordbahnhof zu erheblichen Verspätungen geführt.

Verkehrssenator Michael Müller (SPD) erklärte, es sei kaum vorstellbar, dass der gesamte S-Bahn-Verkehr durch einen einzigen Stellwerksdefekt ausfalle.

(mit dapd)

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