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Der Neue. Heiko Thomas.

© dpa

Nach Trunkenheits-Skandal: Heiko Thomas wird neuer Wahlkampfmanager der Grünen

Künast & Co. haben einen Nachfolger für André Stephan gefunden, der sich wegen Alkohol am Steuer und Körperverletzung verantworten muss. Heiko Thomas springt ein.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

„Das ist ein kleiner Ruckler im Getriebe“, sagte am Donnerstag ein Spitzenpolitiker der Berliner Grünen. „Organisatorisch kriegen wir das schnell in den Griff.“ Tatsächlich haben Renate Künast & Co. schnell einen Nachfolger für den Wahlkampfmanager und Landesgeschäftsführer der Grünen, André Stephan gefunden, der sich wegen Alkohol am Steuer, Körperverletzung, Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte verantworten muss.
Für ihn springt Heiko Thomas ein, bislang Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus.

Ein erfahrener Mann, 41 Jahre, ehemals Büroleiter der Parteichefin Claudia Roth, aber auch der ehemaligen Bundesministerin Künast und später Referent in der Bundestagsfraktion. Ganz früher Gas- und Wasserinstallateur, dann Politologe und Pankower Wahlkreiskandidat der Grünen bei der Bundestagswahl 2009. Thomas kandidiert im Herbst auf einem sicheren Listenplatz für das Abgeordnetenhaus.

Ein Routinier, der das Vertrauen der Grünen-Spitzenkandidatin hat, soll die Lücke ausfüllen, die der Parteifreund Stephan nach einer alkoholisierten Autofahrt über Nacht gerissen hat. Heiko Thomas tritt das neue Amt am 1. Juli an. Landesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter in einer Person, das ist nicht irgendein Job. Es ist die Schaltzentrale, oberste Verwaltungsstelle und Marketingabteilung der Partei. Erst im Mai wurde das Wahlkampfbüro der Berliner Grünen in der Kommandantenstraße in Mitte eröffnet, dort arbeitet ein Team von 30 Leuten, das die Kampagne koordiniert – aber auch selbst organisiert werden muss.

Die Grünen-Landeschefs Bettina Jarasch und Daniel Wesener gaben den Wechsel am Donnerstag nach diversen Krisengesprächen bekannt und lobten Thomas vorab als „Führungspersönlichkeit und versierten Wahlkämpfer“, dessen fundierte Kenntnisse des politischen Berlin dem grünen Wahlkampf um das Rote Rathaus sehr nutzen würden.

Der bisherige Landesgeschäftsführer und Wahlkampfmanager Stephan wurde wegen der „gegen ihn erhobenen schwerwiegenden Vorwürfe“ von seinen Aufgaben entbunden. Außerdem zieht er seine Kandidatur zum Abgeordnetenhaus für den Wahlkreis 2 in Lichtenberg zurück. Das ist für die Grünen leicht zu verschmerzen; dort kamen sie bei der Wahl 2006 auf 4,9 Prozent der Erststimmen.

Der Grünen-Finanzpolitiker Oliver Schruoffeneger, der in Lichtenberg ebenfalls als Direktkandidat aushilft, sagte zum Ex-Kandidaten und Parteifreund Stephan nur: „Ein eher ruhiger Vertreter, aber er schaffte was weg.“ Eine „missliche Personalie“, seufzen maßgebliche Vertreter der Grünen. Aber die Parteispitze hofft, das in zwei, drei Wochen, auch mit Hilfe der beginnenden Sommerferien, die Sache wieder vergessen ist. Trotzdem wird eingeräumt, auch wenn sich keiner namentlich zitieren lässt: Die bundesweit prominente Alkoholfahrt ist momentan ein Negativposten, ein deutlicher Ansehensverlust für die Berliner Grünen.

Dann gibt es ja noch den Grünen-Politiker Öczan Mutlu, von dem das Abgeordnetenhauspräsidium wissen will, ob er dem türkischen Großunternehmer Aydin Dogan bei Immobiliengeschäften in einer Weise behilflich war, die einem Volksvertreter nicht zusteht. Zu alledem schweigt die Grünen-Spitzenkandidatin Künast.

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