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Berlin: „Nachteile für Ältere und Behinderte“

Fahrgastverband: Neues BVG-Linienkonzept zwingt zu häufigem Umsteigen

Das neue BVGLinienkonzept „2005 plus“, das am Sonntag eingeführt wird, könnte vor allem alte und behinderte Menschen benachteiligen. Dies befürchtet Klaus-Jürgen Ulbrich vom Fahrgastverband IGEB. In dessen Räumen im S-Bahnhof Jannowitzbrücke ist noch bis zum 10. Dezember eine Ausstellung zum neuen Liniennetz zu sehen. Größtenteils ist der Fahrgastverband aber mit den Liniennetzänderungen der BVG einverstanden. Allerdings bestehe die Gefahr verdeckter Preiserhöhungen auf einigen Streckenabschnitten, sagte Ulbrich weiter.

Während er „die Stärkung bestimmter Achsen und den dichteren Takt in der Innenstadt“ lobt, kritisiert er, dass die Fahrgäste künftig „grundsätzlich mehr umsteigen müssen“. Als Beispiel nannte Ulbrich die Buslinie 240, die im Bereich Jannowitzbrücke in Mitte künftig anders fährt. Problematisch sei das vor allem für alte und behinderte Menschen, die statt durchzufahren nun auf andere Busse oder auf U- und S-Bahn-Linien umsteigen müssten. „Für die meisten Behinderten und Senioren ist jeder Umstieg eine Beschwernis.“ Ähnlich betroffen sei die Straßenbahn–Linie 2 zwischen Pasedagplatz und der Ringbahn-Haltestelle Greifswalder Straße in Pankow. „Um den wichtigen S-Bahn-Anschluss zu erreichen, muss man schon bei der Straßenbahn mindestens einmal umsteigen.“ Häufigeres Umsteigen habe, so Ulbrich, „unter Umständen Auswirkungen auf den Fahrpreis“. Manche Linienänderungen führten zu verdeckten Erhöhungen. So etwa Streckenänderungen auf der Buslinie 194. Um vom Helene Weigel-Platz zur Marzahner Chaussee zu gelangen, müsse man zwei Mal umsteigen statt, wie bisher, durchzufahren. Das bedeute, dass man auf der Strecke mit dann sieben Haltestellen nicht mehr den Kurzstreckentarif zahle, sondern einen Normalfahrschein lösen muss.

„Wir haben das bei der BVG moniert“, sagt Ulbrich. „Es hieß, aus technischen Gründen sei daran vorerst nichts zu ändern“. Eine Stellungnahme der BVG war dazu gestern nicht zu erhalten. BVG-Bezirksmanager Hans-Peter Hendriks sagte, für etwa fünf Prozent der Berliner bedeuteten die Neuerungen ein schlechteres Angebot als bisher. Er räumte „noch einige Probleme ein, die wir aber bis Sonntag meistern werden“. Ab Freitag soll es in den BVG-Verkaufsstellen die Streckenpläne geben, auf denen das neue Liniennetz zu sehen sind. Die Pläne wurden nicht rechtzeitig fertig, eigentlich hätten die ersten gestern verteilt werden sollen.

Mit dem neuen Konzept will die BVG rund acht Millionen Euro jährlich sparen. Zudem hofft Vorstandschef Andreas von Arnim auf neue Fahrgäste, die fast zehn Millionen Euro zusätzlich in die Kasse bringen sollen. Ab Montag baut die BVG an 40 Stellen auch Infostände auf. mne

Die wichtigsten Telefonnummern:

Call-Center der BVG : 19 44 9

Sondernummer der BVG : 256 225 22

VBB-Infocenter: 25 41 41 41

S-Bahn-Kundentelefon: 29 74 33 33

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