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Berlin: Nadelsalat für die Elefanten

Zoo und Tierpark verfüttern Weihnachtsbäume – der „Pro-Markt“ zahlt zehn Euro pro Stück

Normalerweise werden sie nach ihrem großen Auftritt abgeschoben und landen in der Gosse. In diesem Jahr aber kommen sie zu ungewohnten Ehren: Weihnachtsbäume. Ab heute können die Berliner Blautanne und Fichte in den Filialen der Elektronik-Kette Pro-Markt abgeben – und erhalten dafür einen Einkaufsgutschein in Höhe von 10 Euro. Auch Ikea pflegt Image und Kundschaft, und zwar mit einer nachweihnachtlichen Benefiz-PR-Aktion: Das Möbelhaus schreddert Bäume zu Postkarten und verkauft sie zugunsten krebskranker Kinder. Wer seinen Baum vorbeibringt, erhält ebenfalls einen Einkaufsgutschein: Mit fünf Euro ist man dabei. Auch bei Zoo und Tierpark herrscht Freude darüber, dass die Feiertage vorüber sind: Hier recyceln Elefanten das Tannengrün auf ihre Weise.

Rund 400 000 Weihnachtsbäume wurden in den vergangenen Jahren alljährlich in Berlins Wohnzimmern geschmückt. Dieses Jahr dürften es weniger gewesen sein, schätzt Claudia Höfert. Die Mitarbeiterin beim Baumhändler Tannen-Paradies betreut Großkunden wie die Flughäfen Tegel und Tempelhof. Firmen und Hotels haben mangels Finanzen rund zehn Prozent weniger repräsentatives Grün fürs Foyer geordert. „Unsere Leute holen die acht bis zehn Meter hohen Bäume ab, zerkleinern sie mit der Kettensäge und bringen das Holz zu Gartenbaufirmen“, sagt Frau Höfert. Die Miet-Baumständer werden ebenso eingemottet wie Kugeln und Krippen.

Mit solch ausgedientem Grün würden die Lieferanten bei Berlins Tierparks abblitzen. Bei den Elefanten kommen nur jene Bäumchen ins Gehege, die Tannenbaum-Händler nicht verkaufen konnten und die draußen „bei dem feuchten Wetter schön frisch geblieben sind“, sagt Ragnar Kühne, am gestrigen Sonntag der Chef vom Dienst im Zoo. Bis zu 150 Kilo stopft so ein Vier-Tonnen-Tier den ganzen Tag über in sich hinein, und da sind saftige Nadeln an dünnen Zweigen eine willkommene Abwechslung auf dem Winter-Speiseplan. Verletzen sich die Tiere nicht am pieksigen Grün? Ragnar Kühne: „Die pieksen ihre Rüssel ja nicht einfach rein, sondern rupfen die Zweige vorsichtig ab.“ Im Tierpark serviert man in erster Linie traditionelle Elefanten-Zookost: Heu, Rüben, Brot, Obst. So viel Baumharz vertrügen die Tiere nicht, und man wolle vermeiden, dass sie sich wie viele Menschen nach den Festtagen mit Magenschmerzen quälen. Beide Zoos bitten die Berliner aber, nun nicht etwa Bäume einzeln anzubieten.

Anders Pro-Markt und Ikea. Damit die Berliner aber nun nicht Weihnachtsbäume von der Straße aufsammeln und regelrechte Wäldchen zum Hifi-Laden tragen, ist die Aktion am 30. und 31. Dezember auf einen Baum pro Haushalt beschränkt. Wer sein Grün bei Ikea loswerden will, muss sich noch bis zum 13. Januar gedulden – dann dürften die Ex-Christbäume jedoch schon ziemlich Nadeln gelassen haben.

Bis dahin werden aber die meisten Weihnachtsbäume schon längst von der BSR eingesammelt und zu jenen Kompostierbetrieben nach Brandenburg gebracht worden sein, die das Holz zu Kompost häckseln. Da lobt sich mancher seinen Topfbaum: Raus damit nach dem Fest in den Garten.

Annette Kögel

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