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Berlin: Nadia Rouhani plant als parteilose Direktkandidatin in Charlottenburg den Einzug ins Parlament

"Der Gesprächsfaden zwischen den Bürgern und den Parteien und Institutionen ist gerissen", sagt Nadia Rouhani. Das zeige nicht zuletzt die sinkende Wahlbeteiligung.

"Der Gesprächsfaden zwischen den Bürgern und den Parteien und Institutionen ist gerissen", sagt Nadia Rouhani. Das zeige nicht zuletzt die sinkende Wahlbeteiligung. Sie selbst spricht dagegen "täglich mit 20 bis 100 Leuten" - auf der Straße, auf Spielplätzen, im Lietzenseepark, in Lokalen und Läden. Denn die 36-Jährige will etwas schaffen, was bisher noch niemandem in Deutschland gelang: als parteilose Direktkandidatin ins Parlament einziehen. Nadia Rouhani kandidiert zum ersten Mal im bezirklichen Wahlkreis 4 für das Abgeordnetenhaus. Und sie rechnet sich sehr gute Chancen aus: "Die Zeit schreit danach." Zudem seien ihre Konkurrenten von CDU, SPD und Grünen "blass" und wenig bekannt - im Gegensatz zu 1995, als die damalige SPD-Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer den Wahlkreis gewann.

Vor allem rund um den Lietzensee dürfte Nadia Rouhani nicht nur wegen ihrer Wahlwerbung bekannt sein - für 35 000 Handzettel und geplante Plakate zahlt sie aus eigener Tasche rund 6000 Mark -, sondern auch als Initiatorin der "Fliegenden Windel". Der Hundekot im Lietzenseepark hatte die verheiratete Mutter zweier Söhne im Alter von zwei und vier Jahren zusammen mit anderen Eltern zu der spektakulären Protestaktion veranlaßt: Vor laufenden Kameras warf man schmutzige Windeln auf die Wiesen (und räumte sie auch wieder weg). In der Folge organisierten sich auch Hundefreunde in der Aktion "Pro Hund"; vor allem bei einer ZDF-Sendung aus dem Park kam es zu hitzigen Diskussionen. Mittlerweile haben sich die Gemüter wieder etwas beruhigt. Der Park aber ist nun deutlich sauberer. Eine Schweizer Firma spendierte einige "Robidog"-Behälter, weitere sollen folgen. Aus den "Robidogs" können Hundehalter Einweg-Handschuhe ziehen, um den Kot ihrer Tiere aufzusammeln.

Sie habe den Hundekot nicht als vorgezogenes Wahlkampfthema benutzt, betont Nadia Rouhani; vielmehr sei ihre Kandidatur erst aus den Aktionen heraus entstanden. Politisch aktiv war sie freilich schon lange: "Ich bin ein Kind der Friedensbewegung." Als sie in Frankfurt am Main aufwuchs, engagierte sie sich zunächst gegen die Startbahn West des Flughafens und unterstützte die Grünen, bei denen sie später in Berlin auch Mitglied wurde. Vor kurzem trat sie allerdings wieder aus.

Beim Abitur 1981 war Nadia Rouhani die Jahrgangsbeste, dann studierte sie osteuropäische Geschichte und Slawistik. "Das galt damals noch als total exotisch." Das Studium nutzte ihr jedoch, als sie sich 1990 beim Fernsehen bewarb. Vier Jahre lang war sie Chefin vom Dienst im Moskauer Büro des ARD-Korrespondenten Gerd Ruge.

Im Wahlkampf von Nadia Rouhani spielt der Streit um den Hundekot nur noch eine Nebenrolle. Als Hauptthema hat sie das Trigon-Projekt am Stuttgarter Platz gewählt. Gegen die Pläne für ein Hotel mit 19 Stockwerken und eine Einkaufspassage sammelten die Kandidatin, Anwohner und Geschäftsleute bereits mehr als 1000 Unterschriften. Als Abgeordnete wolle sie sich auch der Familienpolitik und anderen Themen widmen, sagt sie. Im Einzelnen müsse sie darüber aber noch nachdenken. Das Wichtigste an ihrer Kandidatur sei, dass es sich um eine neue Form der Bürgerbeteiligung handele.

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