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Berlin: Nächster Halt Gendarmenmarkt

Heute kommt „V wie Vendetta“ in die Kinos. Der Film wurde in Berlin und Babelsberg gedreht

Er muss etwas Britisches ausstrahlen. Auf den ersten Blick sieht der Gendarmenmarkt wie ein deutsches Architekturensemble aus. Aber die Filmscouts dieser Welt erkennen in ihm offenbar einen archetypischen englischen Paradeplatz. Wie sonst ist zu erklären, dass er erst in der Neuverfilmung von „In 80 Tagen um die Welt“ als Trafalgar Square herhielt, und jetzt auch im neuen Film der „Matrix“-Macher als Kulisse für Aufmärsche dient, die laut Drehbuch ebenfalls in London stattfinden?

„V wie Vendetta“ heißt das politische Action-Drama mit Natalie Portman in der Hauptrolle, in dem eine faschistische Regierung Großbritannien unterjocht hat, die von einem maskierten Rächer (Hugo Weaving) bekämpft wird. Die Geschichte basiert auf dem Comicroman der Briten Alan Moore und David Lloyd aus den 80er Jahren. Der spielt in London. Der Hollywood-Film jedoch, der heute ins Kino kommt, wurde zu drei Vierteln in Berlin und Babelsberg gedreht. Als zum Beispiel Diktator Sutler (John Hurt) vor einem pompösen Bau zu seinen Anhängern spricht, wähnt sich der Zuschauer im London einer unbestimmten Zukunft. Tatsächlich filmte Regisseur James McTeigue die Szene auf dem Gendarmenmarkt.

Noch mehr Aufsehen als die Dreharbeiten erregte im vergangenen Mai die sechs Wochen dauernde Anwesenheit von Natalie Portman in der Stadt. Sie bezog eine Privatwohnung, dem Vernehmen nach ein Dachgeschoss in Charlottenburg. Ihre freien Tage verbrachte sie unter anderem mit Einkaufsbummeln auf der Kreuzberger Bergmannstraße, wo sie gesehen wurde, als sie in einem Laden Bücher kaufte. Auch konnte man ihr beim Kaffeetrinken in Prenzlauer Berg begegnen. Manch einer ging jedoch an dem Star vorbei, ohne ihn zu erkennen: Für ihre Rolle als Evey musste sich Portman die Haare scheren lassen. Sie spielt in „V wie Vendetta“ eine Frau, die wider Willen zur Widerstandskämpferin wird, im Gefängnis landet und dort misshandelt wird.

Dass sie sich in Berlin wohl fühlen würde, hatte Natalie Portman nicht erwartet. Sie kommt aus einer jüdischen Familie, mehrere Verwandte wurden von den Nazis umgebracht. Anfangs hatte sie Angst vor den Dreharbeiten. „Aber Berlin ist eine junge Stadt im Umbruch und voller Geschichte, die besonders für mich als Jüdin sehr spannend ist.“ Die Stadt sei einer der wenigen Orte, an die sie zum Arbeiten kam und die sie sich als Wohnort vorstellen kann.

Für die Babelsberger Studios ist „V wie Vendetta“ ein doppelter Erfolg. Der Film ist nicht nur ein Werbeträger für die Region. Produzent Joel Silver war so angetan von den Arbeitsbedingungen, dass er kürzlich auf der Berlinale auch ankündigte: „Wir werden wieder hier drehen.“ „V wie Vendetta“ war ab März 2005 zehn Wochen lang im Studio Babelsberg und an einigen Originalschauplätzen gedreht worden. Dazu gehören auch eine ehemalige Hühnermastanlage in Güterfelde, die als Straflager hergerichtet wurde. Vom Babelsberger Art Department ließ Produktionsdesigner Owen Paterson 89 Sets bauen, darunter den Londoner Fernsehturm und die völlig zerstörte U-Bahnstation „Victoria Station“. Die aufwändigste Kulisse war die labyrinthische Schattengalerie des Freiheitskämpfers und Rächers „V“. Henning Molfenter, Chef von Studio Babelsberg Motion Pictures, erinnert sich noch gut an die „starke Intensität am Set“.

Wer das historische Studio auf dem Gelände betritt, dem wird auch heute noch von der Kampfszene im U-Bahnhof erzählt, die hier die Brüder Andy und Larry Wachowski, die Produzenten des Films, persönlich inszenierten. Die Leistung nicht nur der Babelsberger Kulissenbauer hat die Produzenten vom Hollywood-Studio Warner Bros. offensichtlich überzeugt. Die Studios seien „unglaublich“, schwärmte Silver hinterher.

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