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Berlin: Nächstes Jahr Jerusalem

Israels Gesandter Mordechay Lewy verlässt Berlin. Zum Abschied kamen noch einmal viele Freunde

Als er die Entwürfe für das neue Gebäude der israelischen Botschaft sah, fragte Mordechay Lewy einen der Architekten, warum eigentlich die Büros des Gesandten und des Botschafters so weit auseinander liegen. Die Antwort kam prompt und war entwaffnend: „Weil sich der Gesandte und der Botschafter normalerweise nicht riechen können.“

Botschafter Shimon Stein und Mordechay Lewy haben in den letzten drei Jahren alles getan, um das Klischee zu widerlegen. „Wir kannten uns ja schon seit 1969, seit dem Geschichtsstudium in Jerusalem“, erzählte der Botschafter im schönen Garten der Residenz. „Dann sind wir Kollegen geworden und trotzdem Freunde geblieben. Das ist wirklich nicht selbstverständlich.“

Etwa 300 Gäste hatten sich versammelt, um Mordechay Lewy und seine Frau Riwka nach Jerusalem zu verabschieden. Zwei Runden hat er als Diplomat in Berlin gedreht. Von 1991 an baute er das Generalkonsulat auf und leitete es bis 1994. Ende Juli 2000 kehrte er an die Botschaft zurück und war dort zunächst Geschäftsträger. Seit Januar 2001 arbeitete er als Gesandter weiter.

Seine Berliner Wurzeln reichen aber viel weiter zurück. Von 1958 bis 1963 lebte Mordechay Lewy, der in Israel geboren wurde, mit seinen Eltern in Berlin. Damals ging er zunächst auf die Hansa- Grundschule, später auf das Heinrich- von-Kleist-Gymnasium in der Levetzowstraße. Eigentlich wohnte seine Familie wunderschön am Bundesratsufer. Trotzdem war er neidisch auf seinen Freund Ingo, der im Hansaviertel lebte, damals die schickste Adresse in ganz Berlin. Auch der alte Schulfreund war zum Abschiedsempfang gekommen und machte keinen Hehl daraus, dass der Stolz aufs Hansa-Viertel lange ausgestanden ist. Mordechay Lewy hingegen hat später immer gern erwähnt, dass in den alten Räumlichkeiten seiner Familie später die Kommune 1 gewohnt hat.

„Für die deutsch-israelische Gesellschaft war er ein ideales Mitglied“, sagte deren Vorsitzender Jochen Feilcke. Er habe immer gestaunt über Lewys weit reichende Kenntnisse über jüdische Familiengeschichten in den neuen Bundesländern, sagte Herman Simon, der Chef des Centrums Judaicum. In vielen Gesprächen ging es um das Talent zur Freundschaft, um die Lebensringe, die bei einem solchen Anlass sichtbar werden. „Nächstes Jahr in Jerusalem“, lautete ein an diesem Abend oft wiederholter Abschiedssatz. Gern ergänzt durch den Zusatz: „Oder auch schon dieses Jahr.“ Vom Botschafter verabschiedete sich Lewy so: „Danke für die gelungene Bewährungsprobe unserer Freundschaft.“

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