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Nahverkehr: Bei der BVG stehen alle Signale auf Streik

Gewerkschaft droht für Sonnabend mit Arbeitsniederlegung, wenn sich das Unternehmen bei den Tarifverhandlungen nicht bewegt.

Die Berliner werden sich am Sonnabend darauf einstellen müssen, den ganzen Tag über auf Busse und Bahnen der BVG verzichten zu müssen. „Wenn Verdi ernst macht und den Warnstreik beschließt, dann wird bei uns nichts fahren“, sagte gestern BVG-Sprecherin Petra Reetz. Es sei nicht möglich, etwa mithilfe anderer Transportunternehmen auf bestimmten Linien Busse einzusetzen. Um in so einem Fall die Folgen für die Bürger gering zu halten, könne man lediglich auf frühzeitige Information setzen.

Noch ist der Warnstreik, der von Betriebsbeginn um 3 Uhr morgens bis 20 Uhr dauern soll, nicht offiziell verkündet. Am morgigen Donnerstag steht die zweite Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern bevor. Aber sowohl bei der BVG als auch bei Verdi rechnet man nicht mit einem Ergebnis, das die Gewerkschaft zum Verzicht auf diese Aktion bewegen könnte. Verdi fordert zwölf Prozent mehr für die 12 500 Beschäftigten der BVG und ihres Tochterunternehmens Berlin Transport.

Laut Verdi-Verhandlungsführer Frank Bäsler ist der Samstag als erster Warnstreiktag vor allem deshalb ausgewählt worden, um nicht zu sehr die Bevölkerung zu treffen; an diesem Tag seien keine Berufspendler und Schüler unterwegs. Die S-Bahn und die Deutsche Bahn sind von dem Streik nicht betroffen – auf langen Strecken können Fahrgäste also das bestreikte BVG-Netz umfahren. Schwieriger dürfte es sein, in Außenbezirken, wo nur Busse oder Straßenbahnen fahren, zum gewünschten Ziel zu kommen. Hier muss aufs Fahrrad oder ins Auto umgestiegen werden.

S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz kündigte an, dass die S-Bahn am Wochenende noch Kapazitäten habe und deshalb mehr Fahrgäste befördern könne. Sollte der Streik wirklich den ganzen Tag dauern und nicht nur ein paar Stunden, werde man zusätzliche Züge einsetzen oder Waggons anhängen können. Priegnitz verwies darauf, dass am Wochenende auf der Stadtbahn und der Nord-Süd-Bahn alle vier Minuten ein Zug fahre, die U-Bahn in vielen Bereichen also gut ersetzt werden könne.

Hauptbetroffene werden die Fußballfans sein, die am Sonnabend zum Rückrundenstart von Hertha BSC wollen. Etwa 40 000 Zuschauer werden zum Spiel im Olympiastadion gegen die Frankfurter Eintracht erwartet. Die meisten von ihnen kommen ohnehin mit der S-Bahn, weil deren Bahnhof günstiger liegt als der U-Bahnhof. Auch Tourismusfachleute aus ganz Deutschland sind betroffen, die die Fachmesse „Pow Wow“ in den Messehallen besuchen wollen. Unterdessen rechnet der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, am Sonnabend nicht mit größeren Einbußen für die Geschäfte. Viele Kunden seien mit dem Auto unterwegs.

Umstritten ist zwischen Verdi und der BVG, ob auch die bei der Berlin Transport beschäftigten Fahrer streiken dürfen. Die BVG vertritt die Auffassung, dass diese Fahrer kein Streikrecht haben. Praktisch spielt es keine Rolle. Wenn die Bahnhöfe sowie die Depots bestreikt werden, können ohnehin keine Busse und Bahnen rollen.

2005 war ein BVG-Streik nach monatelangen Tarifauseinandersetzungen und einem siebenstündigen Warnstreik im letzten Moment abgewendet worden.

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