zum Hauptinhalt
Aaaaah, da ist sie ja. Die BVG muss ihren Takt ausdünnen, weil Fahrer fehlen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Nahverkehr in Berlin: Keine Fahrer, keine Straßenbahn: Ausfälle bei der BVG

Der BVG fehlen Tramfahrer, weil viele früh in Rente gehen – deswegen fahren stadtweit immer weniger Straßenbahnen.

Die S-Bahn lässt grüßen: Weil Fahrer fehlen, reduziert die BVG auch nach den Ferien bei der Straßenbahn ihren Fahrplan. Die Linien 18 und 67 fahren weiterhin auch sonnabends nicht, auf den Linien M 6 und M 8 fallen vom 31. August an sogenannte Verstärkerfahrten weg, und auf den Linien M 4 und M 10 vergrößert die BVG teilweise den Abstand zwischen den Fahrten. Zudem hat sie andere Verkehrsunternehmen gebeten, vorübergehend Fahrer nach Berlin zu schicken. Ende des Jahres sollen Fahrgäste vom Fahrermangel nichts mehr spüren, versprach BVG-Sprecherin Petra Reetz am Montag. Und Anfang 2016 werde es sogar wieder einen „Überschuss“ an Fahrern geben.

Bei den Linien 18 (Riesaer Straße–Springpfuhl) und 67 (Schöneweide–Krankenhaus Köpenick) hatte die BVG zu Beginn der Ferien die Sonnabendfahrten eingestellt. Ziel war, am 31. August wieder zu fahren. Das sei aber nicht zu schaffen, sagte Reetz. Wie lange der eingeschränkte Fahrplan jetzt gelten soll, teilte die BVG nicht mit. Die Haltestellen dieser Linien werden von anderen Linien mitbedient; allerdings müssen Fahrgäste länger auf eine Bahn warten, die dann auch voller sein kann.

Betroffen sind die Linien wie M6, M4, M10

Bei der M 6 (Riesaer Straße–Hackescher Markt) streicht die BVG „vorübergehend“ die Verstärkerfahrten zwischen S-Bahnhof Marzahn und Landsberger Allee/Petersburger Straße. Verstärkerfahrten gibt es nach Plan während Stoßzeiten. Bei der M 8 Ahrensfelde–Nordbahnhof/Hauptbahnhof) müssen diese Fahrten zwischen Ahrensfelde und Landsberger Allee/Petersburger Straße dran glauben. Um 30 Sekunden bis 90 Sekunden vergrößerte Abstände zwischen den Fahrten gibt es auf den Linien M 4 (Falkenberg/Zingster Straße–Hackescher Markt sowie M 10 (Nordbahnhof/Hauptbahnhof–Warschauer Straße). Die M 4 gehört zu den nachfragestärksten Linien im Netz; die M 10 wird wichtiger, weil sie vom 29. August an vom Nordbahnhof bis zum Hauptbahnhof verlängert wird.

Auf allen Linien, auf denen die BVG ihr Angebot kürzt, sollen als Ausgleich bei den anderen Fahrten möglichst lange Fahrzeuge eingesetzt werden, um dort mehr Plätze anbieten zu können.

Kurzfristig will die BVG auch Fahrer von anderen Betrieben vorübergehend nach Berlin locken, um die Personallücke schließen zu können. Wie 1961 nach dem Bau der Mauer und 1989 nach deren Fall. Gespräche gebe es unter anderem mit den Verkehrsbetrieben in Frankfurt (Oder), Augsburg und Mainz, sagte Reetz. Absagen habe es noch nicht gegeben. Gescheitert war allerdings der Versuch, auch in Stettin fündig zu werden.

BVG lockt Fahrer aus Augsburg und Mainz

Intern hat die BVG ihre Ausbildungskapazitäten erhöht. Zwei zusätzliche Fahrlehrer seien bereits ausgebildet worden, teilte Reetz weiter mit. Zudem sei die Zahl der Ausbildungsplätze von 15 auf 24 pro Kurs erhöht worden. Somit könnten insgesamt 63Anwärter noch in diesem Jahr ihre Ausbildung beginnen beziehungsweise abschließen. Nicht alle bleiben dann aber erfahrungsgemäß dabei. Und weiterhin werden auch Fahrer die BVG verlassen. Vor allem die vorzeitige Rente mit 63 Jahren ohne Abschlag habe zu mehr Abgängen als erwartet geführt, bestätigte Reetz erneut. Im Ostteil der Stadt, in dem die Straßenbahn dominiert, seien viele Mitarbeiter ihr gesamtes Berufsleben beim Verkehrsbetrieb geblieben und erreichten so in großer Zahl die für die frühere Rente erforderlichen 45 Berufsjahre.

Angaben der Gewerkschaft Verdi, eine falsche Personalplanung, die den Krankenstand zu niedrig angesetzt habe, um Personal einzusparen, wies Reetz zurück. Die Quote liege derzeit zwischen sechs und sieben Prozent, was angesichts der Temperaturen geringsei. Im Einsatz sind derzeit auch Mitarbeiter aus den Verwaltungsbereichen, die noch berechtigt sind, Straßenbahnen zu fahren.

Seit Jahresbeginn habe die Straßenbahn fast 97 Prozent des Angebots „stabil und zuverlässig“ erbracht, sagte Reetz weiter. Gefordert sind laut Verkehrsvertrag 99,7 Prozent bei der Zuverlässigkeit. Für ausgefallene Fahrten zahlt der Senat kein Geld.

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: Wie fährt sich so eine Straßenbahn? Hier erklären wir's. Und wohin soll die Straßenbahn rollen - zum Bahnhof Zoo? Nach Steglitz? Zum Potsdamer Platz? Der Senat hat große Pläne. Unter diesem Tagesspiegel-Link stellen wir sie vor.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false