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Nahverkehr: Nur Uniformierte dürfen gratis Bus und Bahn fahren

BVG und Senatsverwaltung einigen sich auf ein Freiticket für Justizbedienstete. Kriminalbeamte in Zivil müssen weiterhin für Fahrten bezahlen.

Nur Stunden, nachdem sich BVG und Senatsverwaltungen am Mittwoch auf eine Verbesserung der Sicherheit geeinigt hatten, ist ein Busfahrer von einem Fahrgast brutal attackiert worden. Der Unbekannte war von dem 46-jährigen Fahrer des 277er gebeten worden, die Musik leiser zu machen. Der Mann schlug dem Fahrer daraufhin mit einem Gegenstand derart gegen den Kopf, dass das linke Ohr in zwei Teile gespalten wurde. Es musste in einer einstündigen Operation genäht werden, teilte die Polizei mit.

Am selben Tag hatten Polizeipräsident Dieter Glietsch, Innensenator Ehrhart Körting und Justizstaatssekretär Hasso Lieber mit BVG-Chef Andreas Sturmowski bei einem „Runden Tisch“ vereinbart, künftig auch den 2700 uniformierten Justizangestellten Berlins die Freifahrt in der BVG zu gestatten. Wie bereits berichtet, hatte sich Lieber mit dieser im Sommer erhobenen Forderung nun gegen die BVG durchgesetzt. Dies soll die Sicherheit erhöhen.

Lieber hatte im Juli nach neuen Gewalttaten vor allem in Bussen die Diskussion angestoßen und für die Freifahrt geworben, weil „Uniformen der Justizangestellten Randalierer abschrecken“. Zudem seien die in Gefängnissen und Gerichten tätigen Mitarbeiter „für kritische Situationen geschult“. Seit einigen Jahren dürfen Polizisten und Feuerwehrleute gratis bei der BVG fahren, wenn sie eine Uniform tragen. Gegen die Ausweitung auf die 2700 Justizbeamte hatte sich die BVG gewehrt, weil sie Einnahmeverluste befürchtet.

Kriminalbeamte, also Polizisten in zivil, dürfen weiterhin nicht gratis fahren. Dies hatte die Gewerkschaft Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) mehrfach gefordert. Körting und Glietsch hatten dies jedoch abgelehnt und auf „Sicherheit durch optische Wirkung“ gesetzt. Der BDK erhofft sich auch bei Beamten in zivil eine Erhöhung der Sicherheit, wenn diese beim Einsteigen dem Fahrer ihren Ausweis vorzeigen. Der Polizeipräsident hatte der BVG vorgeschlagen, Zivilpolizisten gratis zu befördern, wenn sie sich „mit einer Weste oder einer Armbinde mit Aufschrift Polizei“ als Beamte kenntlich machen. Dies wird bei der Gewerkschaft jedoch als unrealistisch angesehen. Es sei unwahrscheinlich, dass sich Polizisten eine Weste überziehen, nur um mit der BVG zu fahren. BDK-Chef Rolf Kaßauer warb noch einmal für seinen Vorschlag: „Uniform verdrängt Kriminalität, zivil klärt sie auf.“

Beim Runden Tisch wurde zudem diskutiert, wieder gemeinsame Streifen von BVG und Polizei einzuführen. Diese waren 2003 wegen Personalmangels bei der Polizei eingestellt worden.

In dieser Woche hat es bereits drei Gewaltattacken in Bussen gegeben. Am Montagabend hatte ein Betrunkener den Fahrer des 171er in Neukölln geschlagen. Am Dienstag hatte ein Fahrgast in einem Bus Pfefferspray versprüht.

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