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S-Bahn

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Nahverkehr: S-Bahn lässt Fahrgäste zusammenrücken

Die neuen Züge müssen häufiger in die Werkstatt – Reserven sind aber wegen der Einsparungen kaum noch vorhanden. Insider sagen, die S-Bahn hat sich an den Rand des Chaos gespart.

In vielen S-Bahnen wurde es am Mittwoch eng. Mit dem Einsatz kürzerer Züge war es gestern in einigen Bahnen noch voller als üblich. Weil die Züge der neuesten 481er-Baureihe häufiger als bisher zur Achsenkontrolle in die Werkstatt müssen, fahren, wie berichtet, seit Mittwoch auf den Linien S 2 und S 8 kürzere Züge. Reserven hat die S-Bahn kaum noch. Sollten bei Schäden Fahrzeuge ausfallen, befürchten Fachleute weitere Einschränkungen.

Nach Schilderungen von Betriebsratsmitgliedern hat sich die Bahntochter für den geplanten Börsengang in den vergangenen eineinhalb Jahren an den Rand des Chaos gespart. Dadurch konnte das Unternehmen im Jahr 2007 einen Überschuss von rund 34 Millionen Euro an den Bahnkonzern überweisen. Ähnlich hohe Summen hat das Tochterunternehmen auch in den vergangenen Jahren abgeführt. Für die nächsten Jahre waren noch höhere Beträge geplant.

Sollten bei den Kontrollen, die nach einem Achsenbruch an einem ICE der Bahn in Köln statt nach 120 000 Betriebskilometern jetzt alle 60 000 Kilometer vorgenommen werden, auch bei den Achsen der S-Bahnen, die aus einem ähnlichen Material hergestellt sind, Probleme entdeckt werden, würde sich das unmittelbar auf die Kunden auswirken: Weil bereits viele Wagen aus den 80er Jahren verschrottet worden sind und andere in der Werkstatt stehen, habe man praktisch keine Reserven mehr, sagen S-Bahner.

Für den normalen Betrieb werden 558 Fahrzeuge gebraucht, die aus je zwei Wagen bestehen. Nach Angaben von S-Bahnchef Tobias Heinemann verfüge man tatsächlich über 630 Fahrzeuge.

„Auch die Arbeit ist kaum zu schaffen, weil der Personalabbau in allen Bereichen überzogen wurde“, heißt es beim Betriebsrat. „Nur die Gewinnabführung ans Unternehmen hat noch Priorität.“ FDP-Verkehrspolitiker Klaus-Peter von Lüdeke forderte den Senat als Besteller der S-Bahn-Fahrten auf, Zahlungskürzungen zu prüfen. 2007 überwies der Senat 225,1 Millionen Euro als Betriebszuschuss. Aus der Verkehrsverwaltung hieß es, die Bereitstellung kürzerer Züge allein könne kein Grund für reduzierte Zahlungen sein, wohl aber die möglicherweise sinkende Zufriedenheit der Fahrgäste, die regelmäßig ermittelt werde. In diesem Fall sind Kürzungen vertraglich vorgesehen.

Am Dienstag hatte der Betriebsratschef der S-Bahn, Heiner Wegner, angekündigt, dass die Qualität in der nächsten Zeit weiter nachlassen werde. „Das kann ich nicht bestätigen“, sagte ein Bahnsprecher. Alle geplanten Fahrten fänden statt. Wie lange die zusätzlichen Prüfungen dauerten, stehe nicht fest. Der Betriebsrat fürchtet, Fahrgäste wegen der Sparpolitik zu vergraulen. Der Senat müsse den Verantwortlichen sagen, dass es so nicht geht, fordert der Fahrgastverband Igeb.

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