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Nahverkehr: S-Bahn macht wieder Tempo, aber Mitarbeiter sind am Limit

Wegen des Tauwetters können die S-Bahn-Züge seit Mittwoch wieder Tempo 80 fahren. Klaus Wowereit bezeichnete die Situation bei der S-Bahn als "bleibendes Ärgernis".

Das Tauwetter macht der S-Bahn Beine. Entgegen der vorherigen Ankündigung fahren die Züge seit Mittwochabend teilweise wieder Tempo 80. Dadurch können die Fahrpläne wieder eingehalten werden – ein Riesenvorteil für die Fahrgäste, die sich an den Tagen zuvor auf gar nichts mehr verlassen konnten. Zu verdanken ist die Verbesserung den milderen Temperaturen, bei denen die Rohre für den Bremssand nicht mehr so leicht zufrieren. Eine weitere Voraussetzung ist nach Auskunft eines Bahnsprechers, dass die Züge in den 24 Stunden zuvor zur Sandkontrolle in der Werkstatt waren. Nach mehr als einem Tag gelte dann wieder Tempo 60 als Maximum. Vor Signalen dürfe sogar nur halb so schnell gefahren werden wie sonst. Deswegen kann ein einziger 60er-Zug eine komplette Linie durcheinanderbringen, weil sich hinter ihm die schnelleren Bahnen stauen.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bezeichnete in seiner Weihnachtsbotschaft die Situation bei der S-Bahn als „bleibendes Ärgernis“. Der Senat werde die Deutsche Bahn aber weiter drängen, „die S-Bahn wieder zu einem der besten Nahverkehrsnetze der Welt zu machen. Darauf war Berlin ja über Jahrzehnte hinweg stolz.“

Unter dem Dauerchaos leiden nicht nur die Kunden, sondern auch die Mitarbeiter der S-Bahn. Gilt das auch für die Kollegen der ebenfalls anfälliger gewordenen BVG. Der Fahrgastverband Igeb dankte deshalb zu Weihnachten den Beschäftigten von BVG und S-Bahn „für ihren Einsatz unter extrem schwierigen Bedingungen“. Viele arbeiteten „bis an die Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit“. Wenn dann noch die Passagiere pampig oder aggressiv würden, halte es mancher S-Bahner oder BVGer nicht mehr aus. Die Folge seien gehäufte Krankmeldungen, die den verbliebenen Kollegen die Arbeit noch schwerer machten. Auch der Betriebsrat der S-Bahn beklagt die Aggression frustrierter Fahrgäste – und spricht den Kollegen seine Hochachtung für deren Leistung in den vergangenen schweren Monaten aus.

Bei der BVG gilt zurzeit der Ferienfahrplan mit teilweise ausgedünnten Takten. Die S-Bahn war am Donnerstag nach eigenen Angaben mit 281 Doppelwagen unterwegs, drei weniger als am Mittwoch. Da die jeweils angefahrenen Endbahnhöfe für manche Linien zuletzt teilweise mehrmals täglich geändert wurden, empfiehlt sich vor dem Start ein Blick auf die Internetseite www.s-bahn-berlin.de oder ein Anruf beim Kundentelefon unter (030) 29 74 33 33. Aktuelle Informationen dürften spätestens dann wieder viel wert sein, wenn es wie angekündigt schneit und kälter wird: Dann dürfte die S-Bahn-Flotte weiter zusammenschnurren. Ein Bahnsprecher berichtet von etwa 600 Antriebsstörungen seit Monatsbeginn. Allein 146 Motoren seien seitdem ausgetauscht worden.

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