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Nahverkehr: Senat will neue S-Bahn-Strecke zum Hauptbahnhof bauen

Nach jahrelangen Debatten ist nun die Entscheidung für die S 21 gefallen: Der Hauptbahnhof soll nach Norden und später auch nach Süden an den S-Bahn-Ring angebunden werden. Beim Fahrgastverband stieß die Ankündigung auf wenig Begeisterung.

Eine vom Senat in Auftrag gegebene Kosten-Nutzen-Studie hat nach Auskunft der Stadtentwicklungsverwaltung ergeben, dass sich das schätzungsweise 317 Millionen Euro teure Vorhaben lohnen werde. Damit werde man wohl auch den Bund als Hauptfinanzier überzeugen können; es gebe „erste positive Signale“. So bald wie möglich wolle man die Förderung beantragen.

Zunächst soll von den Bahnhöfen Westhafen und Wedding je eine Kurve Richtung Hauptbahnhof gebaut werden. Die Einfahrten in den künftigen Tunnel sind schon vor Jahren errichtet worden, ebenso Wände unter dem Hauptbahnhof, der – zusätzlich zu den vorhandenen vier Fernbahnsteigen und dem für die sogenannte Kanzler-U-Bahn – einen weiteren Bahnsteig für die S-Bahn erhalten soll, die als Linie S 21 geplant wird.

2016 könnten die ersten Züge auf diesem Abschnitt fahren und den Umweg über den Bahnhof Friedrichstraße überflüssig machen. Ein zusätzlicher Bahnhof an der Perleberger Straße ist zunächst nicht geplant, kann aber nach Auskunft der Verwaltung später gebaut werden, wenn das auf dem Brachgelände an der Heidestraße geplante neue Stadtviertel entstanden ist.

Der zweite Bauabschnitt vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz steht erst ab etwa 2018 auf dem Programm. Vom Hauptbahnhof muss dafür eine weitere Tunnelröhre die Spree unterqueren. Sie führt zum Reichstag, an dessen Ostseite möglicherweise ein weiterer Bahnhof gebaut wird. Er steht mit 13 Millionen Euro in der Liste. Von dort führt die Röhre weiter zum Brandenburger Tor, um ungefähr vor der neuen US-Botschaft auf den vorhandenen Tunnel zu treffen, durch den zurzeit die S 1, S 2 und S 25 fahren. Mit vier Gleisen ist der alte S-Bahntunnel groß genug für die zusätzliche Linie.

Im Bundesverkehrsministerium hieß es gestern, die Kosten-Nutzen-Studie sei „ein erster, wichtiger Schritt“, aber neben der Wirtschaftlichkeit müssten auch Sparsamkeit, technische Eignung und Barrierefreiheit nachgewiesen werden. „Der Förderantrag muss dann vom Eisenbahnbundesamt geprüft werden.“

Beim Fahrgastverband Igeb stieß die Ankündigung des Senats auf wenig Begeisterung: Der fast parallel zur geplanten S 21 verlaufende Fernbahntunnel sei erst zu einem Drittel ausgelastet, so dass man statt der S-Bahn lieber einen Zug zum Flughafen BBI planen solle, der ebenfalls die wichtigen Knotenpunkte miteinander verbinden würde – nämlich Nordring, Hauptbahnhof, Potsdamer Platz und Südkreuz. „Außerdem würden wir es begrüßen, wenn die Tram-Anbindung zum Hauptbahnhof mit der gleichen Vehemenz verfolgt würde.“ Und schließlich drängt der Fahrgastverband weiter auf ein Konzept, die Nord-Süd-S-Bahn mit den U-Bahnlinien U 1 und U 2 zu verbinden. Alle kreuzen sich am Gleisdreieck, aber die S-Bahn hält dort nicht. Auch die Grünen-Verkehrspolitikerin Claudia Hämmerling findet das Senatskonzept „Quatsch“: Durch den Nord- Süd-Tunnel ließe sich binnen drei Jahren ein S-Bahn-Ersatz mit Anschluss zum Flughafen BBI schaffen.

Nach den Senatsplänen soll eine S-Bahn auf der neuen Linie auch zum BBI fahren – aber sie wäre denkbar unattraktiv: Die (zurzeit zwischen Grünau und Waidmannslust fahrende) S 85 soll vom Hauptbahnhof erst einen Bogen über den Nordring machen, um dann südwärts weiter übers Ostkreuz nach Schönefeld zu fahren. Die S 1 (Wannsee – Oranienburg) soll nicht mehr an der Friedrichstraße, sondern unten im Hauptbahnhof halten. Und die ganz neue S 21 soll zwischen Jungfernheide und Potsdamer Platz unterwegs sein.

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