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Dauerkonflikt. Seit diesem Foto von 2007 hat sich die Schlossstraße stark verwandelt - aber um die angrenzende Treitschkestraße gibt es weiter Streit.

© Thilo Rückeis

Namensstreit in Steglitz: Bürger sollen über Umbenennung der Treitschkestraße entscheiden

Der jahrelange Streit um die Steglitzer Treitschkestraße beschäftigt erneut die Bezirkspolitiker. CDU und Grüne wollen es vom Willen der Anwohner abhängig machen, ob der Name des umstrittenen Historikers aus dem Stadtbild verschwindet. Die SPD fordert, Altbischof Kurt Scharf auf den Schildern zu würdigen.

Die BVV Steglitz-Zehlendorf will am Mittwoch voraussichtlich mit den Stimmen der schwarz-grünen Zählgemeinschaft beschließen, vor einer möglichen Umbenennung der Treitschkestraße „den Bürgerwillen zu ermitteln“ und Abstimmungsbögen an dortige Anwohner zu verteilen.

Dieser Antrag von CDU und Grünen fand bereits in mehreren BVV-Ausschüssen die Mehrheit, ein möglicher neuer Straßenname wird nicht genannt. Das Thema sei „politisch und gesellschaftlich ausdiskutiert“, heißt es, daher sollten die Anlieger entscheiden. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Buchta spricht dagegen von einer „politischen Entscheidung“, die zu den originären Aufgaben der BVV gehöre.

Die SPD schlägt vor, die Straße nach dem ehemaligen Berliner Bischof und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kurt Scharf (1902 bis 1990), zu benennen. Scharf sei ein geeigneter Namenspatron, weil er in der letzten Zeit seines Wirkens in Steglitz und Zehlendorf gelebt hatte. Außerdem habe er der „Bekennenden Kirche“ angehört und viele Jahre lang die Patmos-Gemeinde an der Ecke Treitschke- und Gritznerstraße als Pfarrer betreut. Scharfs Geburtstag jährt sich am 21. Oktober zum 110. Mal, was aus SPD-Sicht ein passender Anlass für die Umbenennung wäre.

Die Seitenstraße der Schlossstraße, die seit Kurzem teilweise mit dem Center „Boulevard Berlin“ überbaut ist, trägt den Namen des Historikers Heinrich von Treitschke (1834 bis 1896). Er war einst maßgeblich am „Berliner Antisemitismusstreit“ beteiligt und prägte den Satz „Die Juden sind unser Unglück“, der später von den Nationalsozialisten und deren Hetzblatt „Der Stürmer“ aufgegriffen wurde. Seit Ende 2008 informieren Texttafeln auf einer Stele an der Ecke Lepsiusstraße über Treitschke; an einen seiner Gegner erinnert der Name des angrenzenden „Harry-Bresslau-Parks“.

Die CDU hatte eine Straßenumbenennung früher mit ihrer damaligen Mehrheit in der BVV abgelehnt, die Grünen waren stets dafür. Doch in der Zählgemeinschaft stimmen beide Fraktionen seit 2006 in aller Regel gemeinsam ab.
Der Antrag der Sozialdemokraten werde in die BVV-Ausschüsse überwiesen, kündigte CDU-Fraktionschef Torsten Hippe an. Deren Idee sei „nicht neu“, es gebe aber ein „Recht auf Beratung“.

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