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Berlin: Nancy Raine stellt ihr Buch in der Kulturbrauerei vor

Es war ein schöner, ein sonniger Nachmittag, vor 15 Jahren. Nancy Raine war glücklich.

Es war ein schöner, ein sonniger Nachmittag, vor 15 Jahren. Nancy Raine war glücklich. Sie hatte die letzten Kartons ausgepackt, jetzt musste sie nur noch schnell ein paar Mülltüten runterbringen, die Töpfe spülen, dann, dachte sie, war die Wohnung in Boston perfekt: ihr neues Zuhause. Als sie am Spülbecken stand, wurde sie von hinten gepackt - in der einen Minute, die sie draußen war, war der Fremde in ihr Apartment geschlüpft. "Halt den Mund!", schrie er sie an. "Halt den Mund!" Er klebte ihr die Lippen zu, verband ihr die Augen, fesselte, schlug und vergewaltigte sie, wieder und wieder, drei Stunden lang. Nancy Raine hatte Glück, wie die Polizei ihr anschließend erklärte: Der Täter, den sie nie sah, der nie gefasst wurde, machte seine Drohung nicht wahr, sie mit dem Messer zu erstechen oder mit dem Kissen zu ersticken. Die 39-Jährige überlebte.

Die Qual allerdings war noch lange nicht zu Ende. Sie war nicht mehr die, die sie mal gewesen war, würde es nie wieder sein. Und viele Menschen vermittelten ihr: Halt den Mund. Über Vergewaltigung spricht man nicht. Für eine Vergewaltigung, bekam die Gefolterte zu spüren, muss man sich schämen. Es gab Jahre, in denen es ihr besser ging, wo sie sich verliebte und heiratete, und Jahre, in denen es ihr wieder schlechter ging. Schließlich brach sie das Schweigen, schrieb ihren "langen Weg zurück ins Leben", wie das Buch im Untertitel heißt, auf - und plötzlich waren alle, ja: begeistert. "Ein Meilenstein der Menschlichkeit", lobte die "New York Times", ein Buch, das jeder lesen sollte." Jetzt ist es auch auf Deutsch, bei Goldmann erschienen: "Jenseits des Schweigens". Heute um 20 Uhr wird Nancy Raine es in der Kulturbrauerei, Galerie im Pferdestall, Knaackstraße 97, vorstellen. Aus der deutschen Ausgabe lesen Leslie Malton und Felix von Manteuffel, mit der Autorin sprechen Berliner Experten über "das Tabuthema Vergewaltigung": der Leiter der Jugendstrafanstalt Berlin, Marius Fiedler, Bettina Kaufmann vom LARA-Krizenzentrum für vergewaltigte Frauen und die Rechtsanwältin Bettina Geißel.

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